Preußen ein Königreich. 201
zur Abwehr der Reunionen nicht noch einmal sein Schwert zog. Erst
nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (f. S. 191) näherte er
sich wieder dem Kaiser, dem er in seinen Türkenkriegen sogar ein
Hilfscorps zusandte (1687). Als dann Ludwig XIV mit seinen
Ansprüchen auf die Pfalz hervortrat, schloß sich Friedrich Wilhelm
dem Bündnisse gegen Frankreich an und bereitete mit seinem Ver-
wandten, Wilhelm III, den Sturz der Stuarts vor. Die Ausführung
dieses Unternehmens erlebte er aber nicht mehr; er starb klaren, festen
Geistes 1688. In einer traurigen Zeit hat Friedrich Wilhelm die
Hoffnung auf eine bessere Zukunft eröffnet. Von ihm urteilte Friedrich
der Große, als er sein Grab besah, mit Recht: „Meine Herren,
der hat viel gethan."
§ 4. Preußen ein Königreich.
Friedrich I£L als Kurfürst 1688—1701, als Kpnig Fried- 1688-1713
uch I 1701—1713, der Sohn und Nachfolger des großen Kur-
fürsten^ war ein wohlwollender, sittenreiner, aber schwMer Fürst,
der sich nur zu leicht von seinen. Günstlingen leiten ließ. Daher
Büßte sein Staat, trotzdem daß brandenburgische Truppen mit Aus-
Zeichnung im pfälzischen Kriege und in Ungarn fochten, einen Teil
des erworbenen Ansehens ein. Und dennoch hat auch Friedrich III
seinen Anteil an der Erhebung Preußens. Seitdem nämlich der*
Kurfürst Friedrich AucuiÜ. von Sachsen zum polnischen König»
( 1697) erwahTF"vax (er war um dieses Ziel zu erreichen, zur kaM697
Mischen Kirche übergetreten),' und dem Kurfürsten von HannoveM^?
(er ist seit 1692 Kurfürst) die Aussicht aus die englische Königskron«
winkte, wurde Friedrich von dem Ehrgeize erfüllt, durch Erwerbung! :
der Königskrone sich seinen Nachbarn gleich zu stellen. Das größte!
Hindernis hierbei bereitete ihm der Kaiser Leopold, der ja schön-
längst eifersüchtig auf Brandenburg war." Nun stand aber dem
Kaiser nach dem Tode Karls II von Spanien ein großer Krieg mit
Ludwig XIV um die spanische Erbschaft bevor, und nmindiesem
Kampfe die ausgezeichnete brandenburgische Armee für sich zu ge-'
tointtem gab er endlich seine Zustimmung. Der Titel des neuen
Königreichs konnte indessen nicht von einem deutschen Lande genommen
werden; daher nannte sich Friedrich . König in Preußen. Die.:
äußerst prunkvolle Krönung wurde am IB. Januar"^70IinKönigs^ 1701
berg vollzogen und zum Andenken an den Tag, der schwarze Mler- I
orden gestiftet. An Macht hatte freilich der (eÄt"1 WrNrch nicht
gewonnen, doch war der Titel für die Nachfolger ein Sporn, dem,
neuen Königreich auch den gebührenden Einfluß unter den Staaten
Europas zu erwerben.