Erster Zeitraum.
Von den ältesten Zeiten öis zur Bildung des deutschen Neiches
durch deu Vertrag zu Verdun 843.
I.
Die ersten Kämpfe der Germanen mit den Hörnern.
1. Von der Herkunft des deutschen Volkes.
Cimbern und Teutonen 113 — 101.
tPNie Germanen sind gleich den Griechen, den Römern, den Kelten,
AJ den Slaven und einigen asiatischen Völkern, den Ariern (Medern,
Persern und Indiern), ein Zweig der Völkerfamilie der Jndogermanen,
deren ursprünglichen Wohnsitz man in das große asiatisch-europäische
Steppengebiet verlegt. Von hier verbreitete sich ein Teil, die Arier,
nach Südosten, ein anderer, die europäischen Jndogermanen, nach Süd¬
westen in das waldreiche Mündungsgebiet des Bug, Dnjestr und der
Donau bis au den Balkan und die Karpaten. Zwischen beide Gruppen
der Jndogermanen schoben sich von Norden her finnische Völker. In
ihren neuen Waldgebieten wurden die europäischen Jndogermanen aus
Nomaden zu seßhaften, Ackerbau treibenden Viehzüchtern. Von hier
aus haben die Germanen endlich in Mittel- und Nordeuropa, um die
Ostsee und die Nordsee, ihre Wohnsitze genommen. Ihre nächsten
Nachbarn im Süden und im Westen wurden die Kelten, zu denen auch
die Gallier gehörten. Von diesen haben sie den Namen Germanen,
der so viel wie „Nachbarn" bedeuten soll, erhalten.
Der erste germanische Staunn, mit dem die Römer in Berührung
kamen, waren die Cimbern. Von der jütischen Halbinsel her waren
die Cimbern mit ihren Herden mitten durch Deutschland nach Süden
gewandert, um neue Wohnsitze zu suchen. In den Ostalpen stießen sie
auf die Römer und schlugen im Jahre 113 v. Chr. Geb. bei No re ja1) 113 b. <s&r.
ein römisches Heer. Trotz ihres Sieges brachen sie aber nicht in
Italien ein, sondern zogen dem Nordfuße der Alpen entlang über den
1) Noreja lag in Noricum, im heutigen Steiermark.
Lohmeyer u. Thomas, Deutsche Geschichte. 1