)ie Landsknechte. 
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Erst dem Kaiser Maximilian gelang mit Hilfe seines Feldhauptmanns Georg von 
Frnndsberg die Umgestaltung des Söldnerwesens. Frnndsberg wird deshalb „Vater 
der Landsknechte" genannt. 
Musterung. Bedurfte ein Kriegsherr eines Heeres, so ernannte er einen be¬ 
währten Kriegshanptmann zum Feldobersten und beauftragte ihn durch ein „Werbe¬ 
patent", ein Regiment Kriegsknechte aufzurichten. War 
der Haufen der Geworbenen am festgesetzten Orte ein¬ 
getroffen, so hielt ein erfahrener Kriegsmann Musterung. 
Auf freiem Felde wurde aus drei Spießen ein Joch ge¬ 
bildet. Zwei staken in der Erde, und der dritte wurde 
darüber gelegt. Durch dieses Joch mußte jeder der Ge¬ 
worbenen gehen. Wer mit Kleidung und Ausrüstung 
vor dem Musterherr bestand, wurde in die Rolle einge¬ 
tragen. Jedes Häuflein follte 400 -gesunde und wohlge¬ 
bildete Knechte zählen. Einhundert in der ersten Reihe 
füllten „Übersöldner" sein, d. h. solche, denen wegen 
besserer Ausrüstung ein höherer Sold gezahlt wurde. 
Solche mußten mit eherner Sturmhaube, Panzerärmeln, 
Beinschienen, Brust- und Rückenpanzer versehen sein. 
Wer eine Hakenbüchse besaß, wurde „Doppelsöldner", 
d. h. er erhielt doppelten Sold. Die Hauptwaffe des 
Landsknechts war der lange Spieß, und selbst im 
30jährigen Krieg waren noch keineswegs alle Söldner 
mit Schießgewehren versehen. Der Mnsterherr hatte be¬ 
sonders daraus zu achten, daß nicht ein Knecht zweimal 
durchs Joch ging; deun.es gab betrügerische Hauptleute, 
die auf dem Papier mehr Knechte hatten als in Wirklich¬ 
keit, aber doch den Sold für ein volles Fähnlein in An¬ 
spruch nahmen. 
Beeidigung. Wenn die geworbenen Fähnlein zum 
erstenmal vor ihrem Feldobersten erschienen, bildeten^ sie 
einen Ring und es wurde der „Artikelbrief" verleseu. 
Dieser enthielt alle Bestimmungen über Rechte und 
Pflichten der Knechte. Hierauf leisteten die Knechte den 
Schwur in die Hand des „Regimentsschultheißen". Darauf 
wurden den Fähnrichen, mit einer Ansprache des Obersten, 
die Fahnen übergeben. 
Ausrüstung. Ein 'Landsknechtsheer gewährte einen 
bunten Anblick. An Uniformen im heutigen Sinne ist 
nicht zu denken. Nur wenn es zur Schlacht ging, trugen 
die Landsknechte gemeinsame Abzeichen, etwa eine rote Feldbinde. Im Übrigen trug 
jeder, was er hatte oder was ihm gefiel. Während der eine sich mit einem Visierhelm 
schmückte, trug der zweite eine eiserne Sturmhaube, der dritte einen breitkrämpigen 
Federhut. Auch Wams und Hose waren in Schnitt, Farbe und Stoff sehr verschieden. 
Während Ubersöldner und Doppelsöldner Panzer trugen, hatte der einfache Knecht nur 
ein anliegendes Wams, ein anderer ein weites, am Ärmel und Schoß mehrfach aufge¬ 
schlitzt uud mit andersfarbigem Stoff gefüttert. Hatten die Landsknechte bei Erstür¬ 
mung einer Stadt reiche Bente gemacht, so wußten sie in Ausschmückung ihrer Kleider 
kein Maß. 
Auf dem Marsche. War das Regiment ausgerichtet und setzte sich der Zug in 
Bewegung, so ritt der Feldoberst voraus, die Hauptleute der einzelnen Fähnlein aber 
gingen zu Fuß, obgleich namhafte Ritter unter ihnen waren. Sie waren aber statt¬ 
licher gerüstet als die gemeinen Knechte. Vor jedem Fähnlein schritt gewöhnlich ein 
Trommler und ein Pfeifer. — Die Landsknechte nahmen in der Regel ihre Weiber und 
Kinder mit auf den Kriegszug. Diese zogen nebst Mägden, Bnben, Marketendern, 
Händlern k. hinter dem Zuge her, oft begleitet von einem Rudel bissiger Hunde. Die 
Aufgabe dieses Trosses war, für die Landsknechte zu kochen, zu waschen und zu flicken. 
Die Herbeischaffung der Bedürfnisse besorgten die Marketender und Händler. Den 
Troß in Ordnung zu halten, war Sache eines Weibels, dein eine Anzahl von „Rumor- 
meistern" mit langen Stöcken, „Vergleicher", beigegeben waren. 
Schlachtordnung. Die eigentliche Stärke dieser Truppen lag. im Kampf im 
offenen Felde. Unwiderstehlich war ihr Massenanprall, unübertroffen die Ruhe, mit 
Landsknecht.
	        
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