Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte

80 
Die griechische Geschichte. 
Gebräuche des Volkes aus eigener Auschauung, da er auf großen Reisen 
viel selbst kennen gelernt hat. Eine eigentliche historische Kritik übt er nicht 
an dem ihm vorliegenden Stoffe; doch wählt er aus verschiedenen ihm 
überlieferten Berichten in der Regel den aus, der ihm am meisten glaublich 
erscheint. 
In ganz anderer Weise hat Thucydides, der gleichfalls ein Zeit¬ 
genosse des Perikles war, seine Geschichte des peloponnesischen 
Krieges (§22) geschrieben. Er gibt nur das als geschichtliche Wahrheit, 
was er auf Grund genauer und sorgfältiger Forschung als solche erkannt 
hat. Jede Begebenheit wird auf ihre Ursache hin untersucht, ihre Folgen 
werden genau festgestellt. Sein Stil ist im Gegensatz zu der behaglichen 
epischen Breite Herodots kurz und gedrungen, infolgedessen nicht leicht 
verständlich. 
III. Periode. 
Der staatliche Zirsamrrrertbrirch des griechischen Volkes und 
das Zeitalter des Hellenismus. 
I. Der beginnende politische Verfall Griechenlands. 
§ 22. 
Die Dernichtnng der Vorherrschaft Athens durch den 
peloponnejischen krieg. 
1. Ursachen und Veranlassung. Wie der wirtschaftliche Wohlstand 
und die geistige Blüte unseres Vaterlandes durch den grauenvollen dreißig¬ 
jährigen Krieg aus lange Zeit vernichtet wurden, so stürzte auch die 
griechische Kultur ein mörderischer Bruderkrieg jäh hinab von der Höhe, 
die sie in der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. erreicht hatte. 
Unter den vielen griechischen Stadtstaaten hatten zwei ihre Verfassung 
in eigenartiger Weise entwickelt, so daß ihre staatlichen Einrichtungen vor¬ 
bildlich für die meisten übrigen Gemeinwesen Griechenlands geworden waren: 
der Ackerbau st aat der dorischen Spartaner mit einer aus¬ 
geprägt aristokratischen Verfassung und die ionische See- 
iind Handelsmacht Athen mit rein demokratischen Staats¬ 
ei n r i ch t n n g e n. Der Gegensatz zwischen dem soldatischen, rauhen, hoch-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.