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nach Polen zurückzuziehen. Das siegreiche Heer fand jedoch keine
Nuhe. Friedrich mußte seinem Bruder Heinrich, welcher in Sachsen
von der Übermacht hart bedrängt wurde, zu Hülfe eilen. Auf den:
Marsche bezog er bei Hochkirch (unweit Bautzen) Daun gegenüber
ein unbeschütztes Lager. Vergebens waren die Warnungen seiner
Generale; der König traute dem vorsichtigen Feinde keine besondere
Thatkraft zu. Dieser Irrtum rächte sich schwer. Daun drang in der
Nacht in das Lager ein und überfiel die Preußen so unvermutet,
daß er die meisten im Schlafe überraschte. Sie rafften sich freilich
empor und griffen zu den Waffen; nachdem aber ihre eigenen Ge¬
schütze auf sie gerichtet waren, erlitten sie in der Verwirrung furcht¬
bare Verluste. Erst als der Morgen anbrach, konnte Friedrich die
Seinen sammeln und ordnen. Er stellte sich nicht weit von Hochkirch
in Schlachtordnung auf; allein Daun griff ihn nicht an. —
Kunersdorf. 1759. Das nächste Jahr sollte den Preußen
eine noch schwerere Niederlage bringen. Die Russen hatten sich mit
dem östreichischen General Laudon vereinigt und rückten bis zur Oder
vor. Friedrich überschritt diesen Fluß und griff die Feinde bei Kuners¬
dorf (unweit Frankfurt) an. Trotz ihrer Ermüdung durch einen langen
Marsch, trotz der sengenden Hitze der Augustsonne drangen die Preußen
mutig auf die Nüssen ein und drängten sie zurück. Aber Friedrich
mutete den Ermatteten das Unmögliche zu; das russische Heer sollte
vernichtet werden. Da erneuerte auch dieses den Kampf; Laudon
griff die Preußen mit frischen Truppen in der Flanke an. Nun be¬
gannen die Ermatteten zu weichen. Es half nichts mehr, daß der König im
dichtesten Kugelregen aushielt und fein Leben in die äußerste Gefahr
setzte. Die Schlacht ging verloren, und das Heer wäre gänzlich ver¬
nichtet worden, wenn die Feinde es verfolgt hätten; aber die Er¬
mattung hielt sie zurück. Zum Glück für Friedrich trennten sich die Russen
und Östreicher nach ihrem Siege. Daher konnte er die Trümmer seines
geschlagenen Heeres wieder sammeln. Aber noch andere Unglücksfälle
trafen ihn in diesem Jahre. So wurde der General Finck mit
12 000 Mann gefangen genommen. Glücklicher kämpfte Ferdinand
don Braunschweig; er hinderte die Franzosen, den Östreichern. wirk¬
same Hülfe zu leisten. Nachdem er sie bei Minden geschlagen, zogen
sie sich auf das linke Rheiitufcr zurück.
Ale kehlen Kriegsjahre. Aber schwer war der Verlust an