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die eigene Wohnung, baute Magazine, Brücken, Straßen, Türme und 
Wasserleitungen. Da mußte er Ziegel brennen, Steine brechen, Kanäle 
anlegen, sumpfige Gebiete entwässern, Festungen und Grenzwälle aufführen 
u. s. tu. In der Nähe der Lager entstanden Städte und Dörfer. Ging 
der Soldat ab, so wurde er Bauer und baute den Boden an, den er in 
hartem Kampfe erobert hatte. 
c. Rom als Stadt. 
Zur Zeit der Republik war Rom keineswegs die erste Stadt im Reiche. Es war 
altertümlich, die Straßen eng und durch hölzerne Buden und Vorbauten beschränkt. Zivar 
hatte man einige Wasserleitungen erbaut, doch befriedigten diese keineswegs das Bedürfnis. 
Die Verwaltung lag in den Händen weniger Familien und ließ zu wünschen übrig. 
Schon unter Sulla wurde es besser. Er baute einen neuen Jupitertempel auf dem 
Kapitol, und Pompejus ließ das erste steinerne Theater aufführen. Unter Cäsar begann 
die gänzliche Umwandlung des Forums. Augustus schmückte die Stadt mit privaten 
unb öffentlichen Luxusbauten, legte ganze Häuserreihen nieder und ließ neue aufführen, 
schuf würdige Plätze und baute zahlreiche Tempel. Seine Nachfolger fetzten die weitere 
Verschönerung fort. Es entstanden die weltberühmten Wasserleitungen, die das beste 
Wasser aus meilenweiter Ferne herbeiführten und teilweise noch heute wohlerhalten sind. 
Der Römer liebte das Bad, und die Kaiser beeilten sich, die herrlichsten Bäder aufzu¬ 
führen. So ließ Agrippa 170 öffentliche Badehäufer bauen; später zählte man deren 
952. Das Eintrittsgeld in diese Bäder war so gering bemessen, — 2—3 Pfg. — daß 
auch der Ärmste sich die Wohlthat eines warmen oder satten Bades verschaffen konnte. 
Auch bauten die Kaiser die köstlichsten Paläste für sich. Der Palatin, die Residenz der 
Kaiser, wurde ein eigener Stadtteil. Aus den Plätzen erhoben sich Säulen, Standbilder, 
Triumphbogen, und ber Fluß würbe von schönen Brücken überspannt. Im 4. Iahr- 
hunbert gab es in Rom 6 Obelisken, 11 Thermen, 956 öffentliche Babeanstalten, 1352 
Wasserbassins unb Röhrenbrunnen, 3785 öffentlich ausgestellte Bronzeftatuen ber Kaiser 
und Feldherren, 36 Marmorbogen, 37 Thore, 1790 Paläste rc. — Wer zur Geltung 
kommen wollte — Redner, Künstler, Gelehrte, Juristen, Dichter — eilte nach Rom. 
In Rom speicherten sich die Schätze der Erde aus/ „spanische Wolle und chinesische Seide, 
bunte Gläser, seine Leinwand aus Alexandria, Wein unb Austern ber griechischen Inseln, 
Käse aus ben Alpengegenben, Seefische bes Schwarzen Meeres, Spezereien aus Arabien, 
Perlen vom Roten Meere, Gewänber aus Babylon, Kleinobien aus betn Innern von 
Barbaren bewohnten Asien, Holz aus Rätien, Marmor aus Afrika." 
Die Verbinbung Roms mit betn Reiche war eine ausgezeichnete. Zahlreiche schnür- 
gerabe Straßen gingen von ber Resibenz aus nach allen Richtungen. Sie waren aus 
bestem Material hergestellt. Der Nachrichtenbienst war gut geordnet und arbeitete mit 
größter Schnelligkeit und Pünktlichkeit. — Für bie Unterhaltung bes Römers bienten 
Theater unb Spiele. Die Spiele, ursprünglich nur Wagenrennen, wurden im Zirkus 
abgehalten (z. B. Zirkus Maximus mit 385000 Plätzen). Im Zirkus fanden später 
aber auch die Gladiatorenspiele und Tierkämpse statt, die immer blutiger und schrecklicher 
wurden und zur Entartung der Römer viel beitrugen. 
<1. Das römische Volk. 
Man unterschied drei Stände. Zuerst-ist der regierende Stand zu merken. Er 
wurde gebildet von den senatorischen Familien. Diese führten ihren ©tammbaum mög¬ 
lichst weit zurück, am liebsten auf Äneas, den Trojaner. Sie hatten von jeher am 
Staatsregimente teilgenommen, hatten in den Kämpfen den Oberbefehl geführt und waren 
in den Kriegen stark gelichtet worben. So gab es benn in ber Kaiferzeit nur noch 
wenige ber wirklich alten Familien; aber ihr Stolz war ungebrochen, unb auch bas 
untere Volk sah noch immer mit einer scheuert Ehrfurcht auf den Abkömmling eines 
alten Patrizierhaufes. Jedes der Geschlechter hatte im Prunksaale des Hauses seine 
Ahnen ausgestellt. Einzelne Kaiser gingen gegen biefe Familien vor; bie meisten aber 
schützten sie unb verliehen ihnen bie vornehmsten Würben. — Etwas tiefer stauben bic 
Ritter. Es waren bas biejenigen Bürger freier Geburt, bie einen Census von 400000 
Sesterzen nachweisen konnten unb kein ehrloses Gewerbe trieben. Sic waren bie Kapi-
	        
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