— 88 — 
(Regierung) und erlangte so eine gründliche Einsicht in die Finanz- und 
Landwirtschaft. Tein ernstliches Streben stimmte den Pater versöhnlich. 
Friedrich wurde begnadigt und zum Obersten eines in Ru pp in liegenden In¬ 
fanterie-Regiments ernannt. Noch völliger versöhnte er den König durch die 
Willfährigkeit, mit welcher er die Gemahlin annahm, die ihm dieser be¬ 
stimmte, nämlich die Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern. 
Nun kaufte ihm der Vater das in der Nähe von Ruppin gelegene 
Lustschloß Rheinsberg. Die paar Jahre des Aufenthalts hier wurden die 
glücklichsten in des Prinzen Leben. Er hatte Muße und Freiheit nach 
Wunsch und beschäftigte sich vornehmlich mit Musik, Lektüre und schrift¬ 
stellerischen Arbeiten. So verfaßte er ein Buch, in dem er betonte, daß 
der Fürst des Staates erster Diener sein müsse. Der König war nun 
ganz zufrieden mit dem Sohne und rief vor seinem Ende gerührt aus: 
„O mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn und 
Nachfolger hinterlasse." 
Regierungsantritt. Im Alter von 28 Jahren bestieg Friedrich II. 
den Thron. Alle seine Freunde und Genossen aus der heiteren Zeit in 
Rheinsberg, die gehofft hatten, das Leben werde so seinen Fortgang nehmen 
und der König sie zu seinen Beratern wählen, sahen sich getäuscht. Sie 
blieben zwar seine Freunde; aber sie regierten den Staat nicht und teilten 
sich nicht in die hohen Ämter und Stellen. Friedrich behielt die Sparsamkeit 
in der Verwaltung bei; doch wurde der Hof königlicher, wenngleich aller 
übermäßige Prunk ausgeschlossen blieb. Das Regiment der „langen Kerls" 
wurde aufgehoben, dafür aber das Heer um ‘20 000 Mann vermehrt. 
xVii Gerichtsverfahren schasste er die Folter ab, und den verschiedenen 
religiösen Bekenntnissen versprach er Duldung. Die Herzen des Volkes 
gewann er im Sturm: der Winter 1740 war hart gewesen und die Not 
unter dem Volke groß; da ließ Friedrich ans den Magazinen der 
Regierungen Korn zu billigen Preisen verkaufen unb beendete bamit bie 
gefürchtete Hungersnot. 
Die kriegerische Thätigkeit bes Königs im Dienste Der Lanbesver- 
größerung und der Erhaltung des preußischen Staates. Der erste schle¬ 
sische Krieg. Gleich allen Hohenzollern hatte auch König Friedrich Wil¬ 
helm L treu zum deutschen Kaiser gehalten und hatte Kaiser Karl VI., der 
keinen Sohn, wohl aber eine Tochter hinterließ, die Zusage gemacht, Maria 
Theresia als Nachfolgerin in allen österreichischen Besitzungen anzuerkennen. 
Dank hatte er für solches Entgegenkommen nicht geerntet. 1740 starb 
Karl VI. Trotz der Verträge mit den europäischen Mächten, nach denen 
Maria Theresia die Habsburgische Erbschaft antreten sollte, erhoben Bayern 
und Sachsen, unterstützt von Frankreich, Anspruch eins das österreichische 
Erbe (Österreichischer Erbfolgekrieg 1741— 1748). Friedrich, ber die Ge¬ 
legenheit gekommen hielt, das den Hohenzollern schon lange zustehende 
Schlesien zu erwerben, bot Maria Theresia seine Hilfe an und forderte 
dafür Schlesien. Er wurde stolz abgewiesen. Da griff er zum Schwerte, 
überschritt noch Ende 1740 die Grenze Schlesiens unb errang 1741 seinen 
ersten e>ieg bei Mollwitz unweit Brieg, wo namentlich bie preußische In-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.