Zweite Abtheilung.
Deutsche Geschichte.
I. Das älteste Deutschland bis zur Gründung des
Frankenreichs.
113 vor Christo bis 481 nach Christo.
§. 73. Geographie. Römische Geschichtsschreiber schildern das alte
Deutschland als unwegsam, unwirtbar und voll von Sümpfen und undurchdring¬
lichen Wäldern. Der große hercynische Wald, welcher sich nordwärts von den
Alpen 60 Tagereisen weit ausdehnte, war in seinen einzelnen Theilen nichts anderes
als die Kette der heutigen Mittelgebirge Deutschlands. Von Produkten hatte
Deutschland: Nadelholz, Eichen, Hafer, Gerste, große Rettige und wildes Obst ;
Salzquellen wurden benutzt und hochgeachtet. Das zahme Vieh war unansehnlich;
aber Wild, Adler und andere Raubvögel gab es in großer Anzahl.
§. 74. Religion. Die alten Deutschen verehrten Sonne, Mond,
Feuer und Erde. Der Sonne hielten sie weiße Pferde; die Erde (Hertha)
hatte auf der Insel Rügen einen berühmten Sitz der Verehrung. Bei Festen
wurde ihr Bild auf heiligen, mit geweihten Kühen bespannten Wagen umher¬
gefahren. Andere Gottheiten waren Tuisto (Teut) und sein Sohn Mannus
(woher Mann), Odin (Wodan), Irmin, Thor (Donnerer; daher Donners¬
tag), seine Gemahlin Frigg (Freia, Frau, Göttin der Liebe). — Die Götter
wohnten im Himmel (Walhalla) und auf der Erde. Der Gottesdienst wurde
in geweihten Grotten r in Hainen unter der heiligen Eiche, später in Tempeln
gehalten. Die Priester, welche zugleich Richter über Verbrechen waren, standen
in großem Ansehen. Jeder Gau hatte außer feinen besonderen Priestern noch
einen Oberpriester, welcher bei Volksversammlungen auf Ordnung und Ruhe
halten musste.
§. 75. Die alten Deutschen. Der Ursprung unserer Voreltern lässt
sich nicht mit Bestimmtheit angeben, wenngleich die Ähnlichkeit der deutschen