Full text: Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Unterrichtsstufe 2)

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eine für die anderen Staaten gefährliche Macht und veranlasste vier blutige Kriege 
zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich. Letzterer konnte es nicht ver¬ 
schmerzen, dass man ihn bei der Kaiserwahl übergangen hatte. In dem ersten 
Kriege (Karl von Bourbon und Bayard) ward Franz I. nach der Schlacht bei 
Pa via (1525) gefangen und muffte sich zum Madrider Frieden entschließen; 
er versprach die Abtretung von Burgund und entsagte allen Ansprüchen auf Italien. 
Da die Friedensbedingungen nicht gehalten wurden, kam es zu einem zweiten 
Kriege, in dem des Kaisers Feldherr, Karl von Bourbon, ein Heer nach Rom 
führte, hier aber tödlich verwundet wurde. Der Friede zu Cambray (Damen¬ 
friede) 1529 endete den Kampf. Inzwischen fielen die Türken in Deutschland ein 
und bedrohten Wien. Ein gewaltiges Heer trieb die Feinde zurück. Bald darauf 
unternahm der Landgraf Philipp von Hessen ein kühnes Wagnis gegen den Kaiser, 
indem er den Herzog Ulrich von Württemberg, dessen Land der schwäbische 
Bund an den Kaiser abgetreten hatte, wieder einsetzte. Einige Jahre später führte 
der Kaiser eine Flotte nach Tunis und befreite 22,000 Christen aus den Händen 
des Seeräubers und Herrschers von Tunis und Algier, Haradin Barbarossa. 
Endlich machte Franz I. von neuem Ansprüche auf das Herzogthum Mailand und 
begann den dritten Krieg gegen den Kaiser. Eine persönliche Zusammenkunft beider 
Monarchen stellte indess den Frieden wieder her, und zum vierten male würde 
Franz den Kampf schwerlich erneuert haben, wenn ihn nicht das Gerücht gelockt 
hätte, der Kaiser sei auf einem zweiten Zuge gegen die Räuberstaaten umgekommen. 
Im Frieden von Crespy (1544) verzichtete Franz aus Mailand und Karl auf 
Burgund. Während dieser Ereignisse fanden in Deutschland die Stufe 1. §. 68 
erwähnten Kämpfe statt, welche durch den Religionsfrieden zu Augsburg beendigt 
wurden. Der unglückliche Ausgang des schmalkaldischen Krieges und zerrüttete Ge¬ 
sundheit bewogen den Kaiser, die Regierung niederzulegen, um sein Leben im Kloster 
zu St. Just in Estremadura zu beschließen (1558). An seinen Sohn Philipp II. 
gelangten Spanien und die Nieterlande; sein Bruder Ferdinand I. behielt die 
österreichischen Länder, dazu die Kaiserkrone. 
§• 103. Die Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. Etwa fünfzig 
Jahre vor dem Beginn des dreißigjährigen Krieges ruhten in Deutschland die 
Waffen, wenn es auch hie und da zu kleineren Streitigkeiten kam, die den Keim 
des hereinbrechenden Kampfes enthielten. Ferdinand I. (1556—1564), besaß 
einen friedliebenden Charakter. Der Jesuitenorden aber trat dem Protestantis¬ 
mus auss entschiedenste in den Weg, und das Tridentiner Konzil, welches 
schon unter Karls V. Regierung vom Papste Paul III. berufen worden war 
(1545), brachte keine Versöhnung zustande. Dies Konzil ging von Trient wegen 
ansteckender Krankheiten nach Bologna, wurde darauf gänzlich aufgelöst, trat später 
in Trient wieder zusammen, flüchtete infolge der dem Pafsauer Vertrage voran¬ 
gehenden Kämpfe, ruhte zehn Jahre und wurde dann von Pius IV. wieder aus¬ 
genommen. Die Beendigung des Konzils (1563) machte eine Vereinigung der 
Parteien fast unmöglich. Trotz aller dieser Feindseligkeiten wurde Deutschlands 
Ruhe nicht gestört. — Maximilian II. (1564—1576), übertraf seinen Vater 
noch an Milde, Duldsamkeit und Menschenfreundlichkeit. Doch wurden die Be-
	        
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