Von der Völkerwanderung bis zur Reformation. 19 
land; ihre Regierung heißt die kaiserlose Zeit (Interregnum), weil Deutschland so 
gut wie keinen Kaiser hatte. Faustrecht. Unordnung und Gewaltthätigkeit nahmen 
in schreckenerregender Weise überhand. Raubritter. Städtebünvnisse. B. An der 
Aar (Schweiz) die Ruinen der Habichtsburg oder Habsburg. Rudolf von Habs- 
bnrg war reich, mächtig, angesehen, fromm und bieder. Der Gras von Habsbnrg 
von Schiller. Derselbe Priester nachher Kaplan des Erzbischofs Werner v. Mainz; 
diesen begleitete Rudolf einst sicher über die Alpen. Nach dem Tode Richards von 
Cornwallis empfahl Werner den deutschen Fürsten in Frankfurt den biedern Ru¬ 
dolf. Krönung zu Aachen. Nach Italien ging er nicht; er verglich es mit einer 
Löwengrube. Seine Thätigkeit verwandte er auf das gesunkene Deutschland. C. 
Ottokar. König von Böhmen und Mähren, erkennt R. nicht an; im Interregnum 
hatte er sich Oesterreich, Steiermark. Kärnthen und Krain erworben, war der mäch¬ 
tigste Reicksqraf und hatte selbst nach der deutschen Krone gestrebt. R. fordert die 
Länder zurück als erledigte Reichslehn. Dreimal vorgeladen; erscheint nicht; in die 
Reicksacht erklärt. Krieg gegen Ottokar; R. dringt in Oesterreich vor; Ottokar 
knüpft Unterhandlungen an; er soll Böhmen und Mähren als Lehrn empfangen, 
die übrigen Länder herausgeben. Feierliche Belehnung im Lager Rudolfs. Otto¬ 
kar mit glänzendem Gefolge; R. in schlichtem Kleide. „Der König von Böhmen 
hat oft über mein graues Wams gelacht; heute soll mein graues Wams einmal 
über ihn lachen." — Ottokar bereut seine Unterwerfung; seine Gemahlin deckt ihm 
den Tisch nur halb, weil er nur noch die Hälfte feiner Staaten besäße. R. zieht 
ihm entgegen, bei Wien über die Donau. Schlackt auf dem Marchfelde 127 8. 
R. im verrosteten Harnisch; sein Pferd stürzt; er arbeitet sich wieder empor; siegt. 
Ottokar fällt; zwei steiermärkische Ritter rächen den Tod ihres durch O. hingerich¬ 
teten Bruders. R. steht gerührt an Ottokars Leiche. Er schließt mit dem Bor¬ 
munde des jungen Wenzel (Sohn Ottokars) einen Vergleich ab, nach welchem Wenzel 
Böhmen und Mähren behält. Oesterreich, Steiermark und Krain gab Rudolf seinen 
Söhnen; Kärnthen bekam Meinhard von Tyrol. welcher Rudolf gegen Ottokar bei- 
qestanden. — v. Die Widerspenstigen im Reiche wurden zum Gehorsam gebracht, 
so Graf Eberhard von Würtemberg. Zur Herstellung der Ordnung und Sicher¬ 
heit durchzog R. das Reick und hielt öffentliches Gericht; zu Erfurt 29 gefangene 
Raubritter hingerichtet, in Thüringen 66 Raubschlösser zerstört. — Die Fürsten 
verweigern Rudolf die Bitte, seinen Sobn Albrecht zum Nachfolger zu bestimmen. 
Mißvergnügt verläßt er Frankfurt, um nach Straßburg zu gehen; unterwegs er¬ 
krankt er. ..Wohlan nach ©Petier!" Zu Speyer begraben. 
38. Der Ausstand der Schweizer. A. Auf Rudolf folgte Adolf von Nas¬ 
sau; als dieser fick das Mißfallen der deutschen Fürsten zuzog. entsetzten sie ihn 
wieder des Thrones und wählten Rudolfs Sohn Albrecht 1. von Oesterreich zum 
Kaiser. Albrecht war ein stolzer, herrichsüchtiger Mann; unersättliche Ländersuchr 
trieb ihn fortwährend ait, die Macht feines Hauses zu vermehren. So wollte er 
auch die drei Waldstädte Schwyz, Uri und Unterwalden, welche unmitielbar unter 
dem Kaiser standen, habsburgisch machen. Die Schweizer wollten sich aber ihre 
Freiheiten nicht nehmen lassen; sie wollten wohl beim deutschen Reiche bleiben, aber 
nicht österreichisch werden. Da ließ Albrecht Zwingburgen bauen und schickte 
Landvögte (Geßler. Landenberg), welche das Schweizervolk hart bedruckten. Werner 
Stausfächer. Walther Fürst und Arnold von MelchtHal schlossen mit 30 Vertrau¬ 
ten den Bund aus dem Rütli. Eidgenossen. Wilhelm Tell, aus Bürglen. ein vor¬ 
trefflicher Schütze. Herzogshut. Äpfelschuß. Tell in Ketten. Sturm auf dem 
Vierwaldstadter See. Felsplatte. Engpaß bei Küßnacht; Geßler erschossen. Die 
Eidgenossen verhielten sich vorläufig ruhig; erst in der Neujahrsnacht 1308 über¬ 
fielen sie die Zwingburgen, brachen sie unb vertrieben die Oesterreicher. B. Albrecht 
wollte sich rücken, würbe aber von seinem Neffen Johann von Schwaben, bem er 
sein väterlickes Erbtheil vorenthalten hatte, am Zusammenfluß ber Reuß und Aar 
ermordet. Die Nachfolger Albrechts auf dem Kaiserthrone bestätigten den Schwei¬ 
zern ihre Freiheiten; dock hatten sie gegen die Unterjochnngslust der österr. Herzöge 
noch schwere Kämpfe zu bestehen. Schlackt bei Morgarten, 1315. Herzog Leopold. 
Sempach. 1386. Arnold von Winkelried: „Ick will euch eine Gasse machen; sorgt 
für mein Weib und meine Kinder!" Gegen Karl den Kühnen von Burgund sieg¬ 
ten sie in den Schlachten bei Granson. Murten und.Nancy, 1476—77. 
C. Albrechts Nachfolger war Heinrich 11., ein Gras von Luxemburg, 
welcher durck die Verheirathung seines Sohnes mit der Enkelin Ottokars oie Krone 
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