Full text: Lebensbilder und Sagen (Teil 1)

er widmete sich auch eifrig friedlichen Geschäften und förderte Künste 
und Wissenschaften. Überzeugt, daß Kenntnisse jedem Menschen zur 
Zierde gereichen, suchte er selbst, sogar noch im Alter, unaufhörlich 
sein Wissen zu erweitern, besonders aber lag ihm der Unterricht der 
Jugend am Herzen. Er errichtete an seinem Hose eine Schule, die 
er selbst, seine Söhne und viele edle Jünglinge besuchten. Ferner 
wurden Klosterschulen eingerichtet in denen junge Leute, die sich dem 
geistlichen Stande widmen wollten, Belehrung fanden. Der König 
besuchte diese Schulen, so oft er in ihre Nähe kam. Einmal bemerkte 
er, daß die Knaben von niederer Herkunft gute Arbeiten geliefert, die 
Söhne der Vornehmen aber nachlässig gearbeitet hatten. Da hieß er 
die fleißigen Schüler an seine rechte, die lässigen an seine linke Seite 
treten uud sprach zu jenen: „Ich danke euch für euren Fleiß, beffen 
Früchte ihr selbst genießen werdet; denn wenn ihr aus diese Weise 
fortfahrt eure Schuldigkeit zu thun, werde ich euch, sobald ihr groß 
seid, mit stattlichen Klöstern und Bistümern belohnen." Zornig aber 
wandte er sich an die Trügen uud ries: „Ihr hochgeborenen Herrlein! 
Ihr zierlichen Puppen! Ihr bildet euch wohl viel aus eure Herkunft 
und euren Reichtum ein? Wie durftet ihr es wagen, meinen Befehl 
zu verachten und in Müssiggang und Spiel die Zeit zu verbringen? 
Bei Gott, ich achte enern Adel und euer hübsches Aussehen wenig; 
wenn ihr eure Nachlässigkeit fortan nicht durch Fleiß und Sorgsamkeit 
gut macht, so habt ihr von mir keine Gunst zu erwarten." 
6. Auch die Baukunst erfreute sich lebhafter Förderung durch 
Karl. In Aachen erbaute er das stattliche Münster zu Ehren der 
Jungfrau Maria. Gold und Marmor wurden daran nicht gespart; 
Säulen und Bildwerke ließ der König aus Italien herbeischaffen. In 
derselben Stadt legte er eine Pfalz (Palast) an, aus derselben Stelle, 
wo schon die alten Frankenkönige residiert hatten. Auf der Ostseite 
des flachen Daches breitete ein eherner Adler, das Sinnbild der 
kaiserlichen Gewalt, seine Flügel ans. Kleinere Pfalzen entstanden 
zu Ingelheim und Nimwegen. Ferner sorgte Karl für bequeme Land¬ 
straßen und Flußübergänge. Unweit Mainz ließ er eine hölzerne Brücke 
über den Rhein schlagen. 
7. Karl war fünfmal vermählt. Durch Frömmigkeit und Mild¬ 
thätigkeit ist unter seinen Frauen Hildegard am bekanntesten geworden. 
Sie hinterließ dem König drei Söhne, von denen aber nur einer, 
Ludwig, den Vater überlebte. Auch mehrere Töchter hatte Karl; sie 
waren in Handarbeiten wohl bewandert und fleißig am Spinnrocken 
und am Webstuhl; sie besuchten gleich den Brüdern die Hofschule,
	        
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