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Belagerung aufzugeben. Tapfer hatten sich die Einwohner, geführt von
ihrem Bischof Ulrich, gewehrt und manchen Angriff zurückgewiesen.
Die Ungarn griffen darauf das deutsche Heer im Rücken an, das
Gepäck war schon in ihren Händen, als Herzog Konrad sich auf die
Feinde warf uud sie zurückdrängte. Seinem Beispiel folgten die
anderen Scharen, und endlich ergriffen die Ungarn die Flucht.
Viele wurdeu erschlagen, viele ertranken in den Fluten des Lech.
Seitdem haben sie sich nie wieder nach Deutschland gewagt. (955)
6. Otto ließ es sich augelegen sein, in den Marken an der Elbe
das Christentum zu befestigen und zu verbreiten. Er gründete die
Bistümer Brandenburg, Havelberg, Merseburg und Meißen; sie wurden
einem Erzbischof unterstellt, der fortan in Magdeburg seinen Sitz hatte.
Diese Stadt wurde mit starken Maueru umgeben und durch eiue
herrliche Domkirche geschmückt.
7. Noch zweimal war Otto in Italien; aus dem zweiten Zuge
wurde er in Rom zum Kaiser gekrönt, auf dem dritten sein Sohn
Otto als Nachfolger anerkannt. Der Kaiser, den schon seine Zeit¬
genossen den Großen nannten, starb 973 wie sein Vater zu Memleben,
begraben isi er im Dom zu Magdeburg. Vor dieser Kirche ist ihm
später ein Denkmal errichtet.
8. Otto war nach dem Bericht eines Zeitgenossen durch Frömmig¬
keit ausgezeichnet, immer freundlich, im Schenken freigebig, im Schlafen
mäßig. „Seinen Freunden ist er in allem willfährig und von mehr
alv menschlicher Treue, teilte Geistesgaben sind bewunderungswürdig,
denn nach dem -Lode der Königin Edith (946, Otto zählte damals
34^ -vSahre) lernte er die Schrift, Die er zuvor nicht kannte, so gut,
daß er Bücher vollkommen lesen und verstehen konnte. Außerdem
versteht er in romanischer und slavischer Sprache zu reden. Doch ge¬
schieht ev selten, daß er sich ihrer bedient. Hänsig geht er auf die
^agd, das Bietspiel liebt er, das anmutige Reiterspiel übt er zu-
weileu mit königlichem Anstand. Hierzu gesellt sich noch der gewaltige
Körperbau, der die volle königliche Würde zeigt, das Haupt mit er¬
grauendem Haar bedeckt, die Augen funkelnd und nach Art des Blitzes
dnrch Plötzlich treffenden Blick einen gewissen Glanz ausstrahlend, das
Gesicht rötlich und der Bart reichlich niederwallend."
J3. Er war zweimal vermählt. Seine erste Gemahlin war Edith,
die Tochter des Königs der in Britanien wohnenden Sachsen. Sie
war die Mutter Ludolfs. Fromm und mildthätig, übte sie auf ihren
Gemahl einen günjtigen Einfluß aus; oft hat sie Streitigkeiten in der
kaiserlichen Familie ausgeglichen. Wie Otto ist sie im Dome zu
Lösch Horn, Lehrbuch der Geschichte. I. 5