fullscreen: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

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Schiffe, der Platz des Recht sprechenden Prütors war. Die Christen 
benutzten diese Apsis zur Aufstellung des Altars. Dieser ist in der 
christlichen Kirche nicht nur Opfertisch, sondern auch Heiligengrab, 
indem in dem Altarschrein die Gebeine besonders geehrter, von der 
Kirche zu Heiligen erhobener Personen beigesetzt wnrden. In der Apsis, 
um den Altar herum, waren Sitze für die Geistlichen uud die Ältesten 
der Gemeinde angebracht; unter der Apsis befand sich oft ein keller¬ 
artiger Raum, der auch zum Begräbnisplatze gebraucht wurde (Krypta). 
Das Mittelschiff war viel breiter und höher als die Seitenschiffe; die 
Decken waren flach, die Sänlenkapitüle durch Bogen verbunden, welche 
die Obermauern des Mittelschiffs durchbrachen. In diesen Mauern und 
in denen der Seitenschiffe waren Fenster angebracht. Vor dem Ein¬ 
gänge lag das Paradies, ein von Säulenhallen umzogener Grasplatz 
mit einem Wasserbecken (Fons) in der Mitte. Beispiele solcher Basiliken 
sind S. Paulus, S. Petrus in Rom (jetzt nicht mehr vorhanden) und 
S. Apolliuare bei Raveuua. — (Sitte andere Form der altchristlichen 
Kirche ist der Centralban: hier bilden die Umfassungsmauern ein 
gleichseitiges Zehn- oder Achteck, eine Seite ist zur Apsis erweitert. 
Dieser aus dem Orient entlehnte Stil (Sophienkirche Justinians) ist 
im Abendlande durch S. Vitale in Ravenna und durch die von Karl 
um 800 erbaute Palastkapelle in Aachen vertreten, die noch im 
Schiff des Münsters daselbst erhalten ist. S. Vitale ist das Muster 
gewesen, aus Ravenna kamen auch die prächtigen Marmorsäulen. 
(Tie Klöster.) Die Vorstelluug, daß die Ertötung der sinnlichen 
Natur des Menschen ein Gott besonders wohlgefälliges Werk sei, hatte 
im Orient immer mehr um sich gegriffen. Hier verließen zuerst christ¬ 
liche Jünglinge die Gemeinschaft ihrer Mitmenschen, um in der Ein¬ 
samkeit der Wüste ein beschauliches Leben zu führen: Paulus vou 
Theben und Antonius, zwei vornehme Egypter (3. Jhd.), waren 
die ersten Einsiedler. Andere zogen in gemeinsame Behausungen, 
Claustra (Klöster), uud lebten unter der Aussicht eines Abbas (Abt) 
als Coenobiten (Mönche). Auch Frauen entzogen sich dem weltlichen 
Leben. Im Abendland gestaltete sich das beschauliche Dasein der 
Mönche wesentlich anders: es ermangelte nicht der Werkthätigkeit. 
Besonders seitdem Benedict von Nursia (f 534), der Abt von 
Monte Cassino (zwischen Rom und Capua), das Leben der Kloster- 
lente durch feine Regel geordnet hatte, widmeten sich seine Anhänger, 
die Beuedictiuer, außer dem Gebet auch der Handarbeit und der 
Jngenderziehnng. Jeder betrieb eilte Kunst oder ein Handwerk: sie 
waren Baumeister und Bauarbeiter, Glas- und Buchmaler, Elfenbein-
	        
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