Full text: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

Gefilde Delphis verheerte. Daher ist dem Apollo das Delphische 
Heiligtum errichtet, in dem er als Spender des inneren Lichts, der 
Erkenntnis der Zukunft, waltet. Die Priesterin des Delphischen Orakels, 
die Pythia, saß auf einem goldenen Dreifuß über einem dampfenden 
Abgrund im Jnnenraume des Tempels und verkündete die ihr von 
dem Gotte eingegebenen Sprüche. Die Dichter begeistert Apollo zu 
unsterblichen Schöpfungen; von den neun Musen umgeben, die Leier 
im Arm, thront der Gott ans der Höhe des Parnas unweit Delphi. 
Heilig find ihm Rabe und Lorbeer. Die Natur der Musen zeigen 
folgende Verse: 
Klio lehrt im Gesang die Thaten vergangener Zeiten, 
Ernst im tragischen Ton verkündet Melpomene Trauer, 
Scherzenden Mutwills erfreut sich dagegen die heitre Thalia, 
Süß ertönet die Flöte von deinen Hauchen, Euterpe, 
Tanzender Jünglinge Reigen begleitest du, Terpsichore, 
Schlachtengesänge ertönt der Kalliope stolze Drommete, 
Doch der Liebenden Glück besingt Erato zur Zither. 
Polyhymnia preist in höherem Tone die Götter, 
Und Urania forscht des Himmels, der Sterne Bewegung. 
Artemis, Apollos Zwillingsfchwefter, ist gleich ihm eine Licht¬ 
gottheit. Als das „Auge der Nacht" führt sie über den nächtlichen 
Himmel. Auch sie ist „pfeilfroh". Ihrem Geschosse erliegen Mädchen 
und Frauen; von lieblichen Gefährtinnen, den Nymphen, begleitet, 
zieht sie als Jagdgöttin durch Wälder und Gebirge. 
Hermes, ursprünglich der Gott des wolkenjagenden Windes, 
übertrifft alle Götter an Lift und Schlauheit. Darum hat ihn auch 
Zeus zu feinem Boten bestellt: mit dem Scepter in der Hand, Flügel 
an den Sohlen, eilt er vom Olymp zur Erde, um die Befehle seines 
Vaters zu verkündigen. Allen Verkehr fordert der gewandte Hermes: 
der berechnende Kaufmann, der überzeugende Redner, selbst die Diebe 
stehen unter seinem Schutz. Er waltet auf der Landstraße und am 
Stadtthor, wo man gern sein rohes Bildnis (Hermen) aufstellte; er 
geleitet die Seele der Abgeschiedenen „leise zum Orkus hinab". 
Ares ist der Gott des wilden, männermordenden Kampfes, in 
seiner rohen, kriegerischen Kraft der Gegensatz zn der schlachten¬ 
lenkenden Athene. 
Außer diesen Göttern kannten die Griechen zahlreiche göttliche 
Wesen von geringerer Bedeutung. Da ist vor allen Dionysos 
(Bacchos), der jugendliche Gott der Erdenlust und sinnlichen Freude, 
der Spender des Weins. Auf einem von Panthern gezogenen Wagen 
fährt er über die Erde und verbreitet fein köstliches Geschenk; wohin
	        
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