Full text: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

erzählt; 2. die Odyssee, die, mit vielen Schiffermärchen ausgeschmückt, 
die Irrfahrten des Odysseus berichtet. Beide Epen wurden Gemeingut 
des ganzen griechischen Volkes; sie galten als Muster der Poesie, als 
Grundlage der geschichtlichen und religiösen Überlieferung, an ihnen 
bildete sich die Jugend. 
4. Die Entwickelung Spartas und Athens. 
(Lykurg.) Daß den Spartanern die Eroberung von Amyklä 
nicht gelang, hatte seinen Grund in der Spaltung des Volks in zwei 
Gemeinden, deren jede einem der zwei nebeneinander herrschenden 
Königshäuser anhing. Der Mißerfolg entmutigte die Krieger; die 
Herrschaft über die Periöken geriet ins Wanken. Diesem Übelstand 
half Lykurg ab, indem er dem Staate eine neue, durchaus aristo¬ 
kratische Verfassung gab (800). a) Er ließ den beiden Königen ihre 
ehrenvolle Stellung, die Führung im Kriege, das Priestertum, entzog 
ihnen aber die Entscheidung in allen wichtigen Angelegenheiten. Diese 
Entscheidung übertrug er dem Rate von 30 bejahrten, erfahrenen 
Männern (Gerusia) und der Volksversammlung, die au jedem Voll¬ 
mond zusammentrat und der jeder mehr als 30 Jahr alte Spartaner 
angehörte, b) Da die Herrschaft von der Kriegstüchtigkeit abhing, so 
ordnete Lykurg auch die Heeresversassuug. Jeder Spartaner war vom 
20.-60. Jahre zum Kriegsdienst verpflichtet. Je 15 bildeten eine 
Zeltgenoffenschaft; sie kämpften nebeneinander und vereinigten sich täglich 
zum gemeinsamen Mahle, zu dem jeder etwas beisteuerte. Hauptbestand¬ 
teil war die „schwarze Suppe": in Essig und Blut gekochtes Schweine¬ 
fleisch. c) Hin die im Lager lebenden Spartaner von der Sorge ums 
tägliche Brot zu befreien, unternahm Lykurg eine neue Verteilung der 
Landgüter und der sie bewirtschaftenden Heloten, d) Die Kriegs¬ 
tüchtigkeit beruht auf zweckmäßiger Erziehung. Nach der Geburt ent¬ 
schied das Geschlechtsoberhaupt, ob das Kind am Leben bleiben sollte; 
schwache oder verkrüppelte wurden auf dem Taygetns ausgesetzt. Bis 
zum sechsten Lebensjahre blieb das Kind in der Familie, dann über¬ 
nahm der Staat die Erziehung. Mädchen wie Knaben wurden von 
allem Luxus fern gehalten; Abhärtung und körperliche Übungen standen 
im Vordergründe; gelobt wurde, wer ohne Klage die größten Schmerzen 
aushielt. Lesen und Schreiben erlernten sie nicht, aber Gesang und 
Flötenspiel; vor dem Alter mußte der Jüngling Ehrfurcht hegen; 
knappe Rede und listige That (Diebstahl) standen in Ansehen. 
(Sparta erlangt die Führung im Peloponnes.) Infolge dieser Ein¬ 
richtungen hoben sich das Selbstgefühl, die Einigkeit und die kriegerische
	        
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