Full text: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

Karl der Große. 
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also auf die ehrenvollste Weise aus dem Kampfe mit dem viel größe¬ 
ren und mächtigeren Volke hervorgingen. 
Dieser Kampf begann gleich im I. 772 und schien zuerst schnell 
abgemacht zu seyn; denn der König mit seinem wohlgeordneten Heere 
trieb die, in einzelnen Haufen streitenden, Sachsen bald in die Enge, 
drang bis an die Weser vor, eroberte ihre Hauptfeste Eh res bürg, 
in unwegsamer Gegend, auf steiler Höhe gelegen, (da^ wo jetzt Stadt¬ 
berg oder Marsberg, an der Diemel, liegt,) und zerstörte der Sachsen 
größtes Heiligthum, die Jrmcnsäule. Sie mußten einen Vergleich 
schließen und 12 Geißeln geben. 
Allein kaum hatte er sich wieder wegbegeben, und den, oben 
schon erzählten, Zug gegen den König Desiderius nach Italien ange¬ 
treten, so fingen die Sachsen den Krieg wieder an, und drangen nun 
ihrerseits mit Feuer und Schwerdt in das fränkische Gebiet vor. Karl 
mußte umkehrcn, legte den weiten Weg durch ganz Deutschland in 
unglaublicher Geschwindigkeit zurück, und seine Gegenwart stellte in 
einem Augenblicke Ruhe und Ordnung her. Er konnte zum zweiten 
Male nach Italien ziehen. 
Aber sehr bald kam auch schon wieder Bothschaft von einem 
neuen Ausstande der Sachsen. Er, mit seinen Schaaren wieder zu¬ 
rück, dringt durch alle Verhaue tief in ihr Land bis zu den Quellen 
der Lippe, und zwingt sie von Neuem zum Frieden, viele sogar zur 
Annahme des Christcnthums. Er setzte sich nun im sächsischen Lande 
fest und hielt 777 einen Reichstag in Paderborn, wo ein beträcht¬ 
licher Theil der Sachsen feierlich Treue schwur. Nun hielt sich Karl 
von dieser Seite für gesichert und faßte den Vorsatz zu einer andern 
weitern Unternehmung. 
Der spanische Krieg. 778. — In Spanien saßen noch 
immer die Erbfeinde der Christenheit, die Araber und Mauren, 
zum großen Verdrusse unsers Königes Karl. Sie ganz aus Europa 
zu vertreiben, wäre ihm eine außerordentliche Freude gewesen. Gern 
ergriff er daher die Einladung einiger unzufriedenen maurischen Statt¬ 
halter im nördlichen Spanien, die sich ihm zu unterwerfen versprachen, 
eilte durch Frankreich, über das Pyrenäengebirge, eroberte Pampelluna, 
Saragossa, Barzellona und unterwarf das spanische Land bis an den 
Ebro. Dieses Land blieb von da an, unter dem Namen der spani¬ 
schen Mark, ein Theil seines Reiches. — Auf dem Rückwege aber 
litt er doch noch in den Pässen des pyrenäischen Gebirges einen har¬ 
ten Verlust durch die räuberischen Bergbewohner, die seinen Nachtrab 
plötzlich überfielen. In den engen Wegen war dieser Theil des Hee¬ 
res^ weit zurückgeblieben, und so tapfer sich auch der Anführer, der 
berühmte Ritter Roland, wehrte, so mußte er doch fast mit allen 
seinen Leuten hier umkommen. 
Neuer Aufstand der Sachsen. — Auch zu Hause 
fand Karl von Neuem mit den Sachsen zu thun. Ihr Hauptan- 
suhrer, der Herzog Wittekind, war früher nicht unter denen gewesen, 
die sich unterwarfen; er war zu dem Dänen-Könige Siegfried geflohen 
und kam nun, als Karl in Spanien war, mit seinem Kriegsgefolge
	        
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