Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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Häuser der Vornehmen wurden zerstört, tausende unter ausgesuchten 
Qualen gemordet. 
3. Es begann die Zeit, die unter dem Namen la Terreur be¬ 
kannt ist, der Kamps zwischen den Montagnards und den Girondisten, 
der mit dem Untergänge der letzteren endete. Der Konvent legte die 
Regierung in die Hand des Wohlfahrtsausschusses, dessen Mitglieder 
nur der Bergpartei angehörten. Marat erklärte das Staatswohl für 
das höchste Gesetz, und da 270 000 Edele und Priester das Staats¬ 
wohl gefährdeten, sollten diese 270000 Köpfe fallen. Er bediente sich 
zu seinem Zwecke der durch den Zuzug jener fremden Pöbelmassen 
verstärkten Nationalgarde, welche die Gefangennahme von 31 Giron¬ 
disten erzwang, und des Revolutionstribunals, das jeden Verdächtigen 
zum Tode verurteilte. So äußerte sich die Schreckensherrschaft zu¬ 
nächst in einer Vergewaltigung des Individuums: kurz vor 
Robespierres Sturz belief sich die Zahl der Verhafteten auf 400000 
Menschen bei einer Gesamtbevölkerung von 25 Millionen. Die Königin 
Marie Antoinette, Ludwigs Schwester Elisabeth, der Herzog von Or¬ 
leans, zahlreiche Girondisten verfielen der Gnillotine. Eine Spaltung 
der Bergpartei bewirkte, daß sich ihre Mitglieder gegenseitig anklagten; 
Danton wurde hingerichtet, und Marat endete unter dein Messer eines 
jungen Mädchens aus Säen, Charlotte Corday. Robespierre, nun 
allein mächtig, überbot alle früheren Greuel durch feinen Blutdurst; 
endlich traf das Fallbeil auch ihn (1794). Aber auch Denk- und 
Gewissensfreiheit entgingen der Vergewaltigung nicht. Wer die 
Gesinnung der Bergpartei nicht teilte, galt für verdächtig. Die christ¬ 
liche Religion wurde aufgehoben und statt ihrer der Kultus der 
Vernunft eingeführt; wer die Bibel las, Gott und die Unsterblichkeit 
bekannte, war des Todes. Ganz willkürlich dekretierte dann später 
Robespierre den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit. Auch trat 
an die Stelle des Kalenders eine neue Zeitrechnung, die mit dem Sep¬ 
tember 1792 begann und das Jahr in zwölf nach den Witternngs- 
nnd Ernteverhältniffen benannte Monate (vendemiaire — mois des 
vendanges, thermidor — mois de la chaleur) und diese in Dekaden, 
Reihen von zehn Tagen, teilte. Schließlich die Vergewaltigung des 
Privateigentums! Die Assignaten mußten zu einem Zwangskurs 
in Zahlung genommen werden; der Hungersnot glaubte man durch 
Festsetzung eines Preismaximums für das Getreide zu steuern, verfiel 
aber, da die Landleute ihre Feldfrüchte nicht mehr zur Stadt brachten, 
um so mehr dem Mangel. Freilich wurden sie dafür mit dem Tode 
bedroht, wie der Kaufmann, der feinen Laden nicht offen hielt, wie
	        
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