Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

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war nach der Leipziger Schlacht mit geringem Nachdruck betrieben 
worden. Besonders zeigte sich Östreich als Hemmnis; Metternich, der 
Minister Franz I., knüpfte sogar geheime Verhandlungen mit Napoleon an. 
Die Patrioten wollten dagegen den herrlichen Sieg verwertet, das linke 
Rheinufer mit Deutschland wieder vereinigt sehen. Da benutzte Stein 
seinen Einfluß auf den Zaren, um ihn zur Fortsetzung des Krieges 
zu bestimmen. Es war dies um so nötiger, als die großen Heere in 
Deutschland als eine schwere Last empfunden wurden. Zn Frankfurt, 
wo die drei Monarchen ihr Hauptquartier genommen, winde bie Fort¬ 
setzung des Krieges beschlossen; Schwarzenberg nahm seinen Weg 
dnrch die Schweiz und ging am 20. Dezember 1813 zwischen Basel 
und Schasshausen über den Rhein; Blücher überschritt dieseu Strom 
in der Neujahrsuacht bei Caub und Koblenz. Am 24. Jannar ver¬ 
einigten sich beide Heere aus dem Plateau von Langres. Napoleon 
hatte indessen 300 000 Mann ausheben lassen. Aber die Begeisterung 
für ihn war erloschen; jakobinische und bourbonische Umtriebe beun¬ 
ruhigten das Land; die Armee, die Marschälle selbst wnrden lau. 
2. Der Anfang war für die Verbündeten glücklich: Blücher schlug 
Napoleon bei Brienne und nahm ihm 73 Kanonen. Doch erwies 
sich die Vereinigung der Heere als verfrüht: im harten Winter, in 
Feindeslande war es nicht möglich, Menschen und Tiere zu verpflegen; 
man trennte sich, um ans verschiedenen Wegen Paris zu erreichen. 
Napoleon beunruhigt zuerst Blücher durch fortwährende Angriffe, dann 
wirft er sich aus Schwarzenberg und schlägt ihn bei Montereau an 
der Aonne, so daß er bis zur Marne zurückweicht. Abermals schien 
der Fortgang des Feldzugs gefährdet, man sprach vom Waffenstill¬ 
stand: da erwies sich wiederum Blücher als Helfer in der Not. Er 
legte den Monarchen den Plan eines Angriffs ans Paris vor, Na¬ 
poleon sollte durch eine schnelle Bewegung der Verbündeten gegen die 
Hauptstadt von der Verfolgung der Östreicher abgelenkt werden. Der 
Plan wurde gebilligt, und in der That überließ Napoleon die Östreicher 
seinen Marschällen, um selbst Paris zu decken. Die Marschälle, auf 
Drängen des Königs von Preußen bei Bar sur Aube (27. Februar) 
angegriffen, erlagen (unerschrockener Ritt des Prinzen Wilhelm); Aork 
siegte bei Laon, und Napoleon bequemte sich zu Friedeusvorschlägen. 
Zurückgewiesen, versuchte er noch einmal vergeblich den Verbündeten 
die Straße zu sperren (Areis sur Aube, 20. März), dann faßte er¬ 
den verzweifelten Entschluß, sich nach Deutschland durchzuschlagen und 
die Verbündeten dadurch von Paris abzulenken. Ein aufgefangener 
Brief an die Kaiserin verriet diese Absicht; man ließ sich in der ein-
	        
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