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Küstenstrich am adriatischen und ägäischen Meer, die gröfsten 
Inseln und ein Stück der Peloponnes in dauernden Besitz. Die 
stolze Republik war jetzt Herrin des Welthandels und ver¬ 
drängte ihre Nebenbuhlerinnen Genua und Pisa fast ganz aus dem 
Orient. Zahlreiche kleine Herrschaften wurden für die Grofsen 
des Kreuzheeres errichtet (Herzöge von Macedonien, Thessalien, 
Athen, Achaja u. a.), die nur in lockerem Lehnsverhältnis zum 
Kaiser standen. Das lose zusammengefügte Reich zerfiel bald 
durch den Widerstreit der Interessen der Herrschenden und den 
Hafs der im Glauben getrennten Griechen. — Sturz des Reiches 
durch den Kaiser von Nicaea Michael Palaeologus 1261 mit 
Hilfe der Genuesen; nur Venedigs Macht und Besitz überdauert 
denselben. 
B. Die päpstliche Macht unter Innocenz III. und der 
Bürgerkrieg in Deutschland. 
1. Während mit Heinrichs Tod die staufische Machtstellung 
gänzlich zusammen zu brechen drohte, erhielt das seit dem Tode 
Alexanders III. immer tiefer gesunkene Papsttum in dem 37 jäh¬ 
rigen Papst Innocenz III. (1198—1216) einen seiner genialsten 
Vertreter, welcher in wenig Jahren den römischen Stuhl zur 
weltbeherrschenden Macht erhob. Er unterwarf sich die 
städtischen Behörden Roms, stellte durch Vertreibung der stau¬ 
fischen Beamten den weltlichen Besitz der römischen Kirche in 
Mittelitalien wieder her und erhielt durch das Testament der 
im Nov. 1198 gestorbenen Kaiserin Constanze die Vormundschaft 
über Friedrich II. und die Regentschaft des sicilischen Reichs, 
in welchem jedoch die durch das Testament des Kaisers einge¬ 
setzten staufischen Reichsverweser sich zu behaupten wufsten. 
Der in Deutschland gleichzeitig ausgebrochene Bürgerkrieg machte 
den Papst zum Schiedsrichter über die deutsche Krone. 
Hier war Philipp von Schwaben, der Bruder des gestorbenen 
Kaisers, an Stelle des erst dreijährigen Thronerben von der stau¬ 
fischen Partei im März 1198 zum König erhoben worden, wäh¬ 
rend der Erzbischof von Köln und die niederrheinischen Fürsten 
die Krone an den am englischen Hof erzogenen Grafen Otto 
von Poitou, den jüngeren Sohn Heinrichs des Löwen und Neffen 
des K. Richard von England übertrugen. Der Papst, von beiden 
Parteien umworben, erklärte sich für Otto IV., welcher in ge¬ 
heimem Vertrage die päpstlichen Erwerbungen in Mittel-Italien 
bestätigt und a,uf das sicilische Reich wie auf die mathildische 
Erbschaft verzichtet hatte; gleichwohl gewann Philipp unter 
blutigen Kämpfen im Reiche immer mehr Anhang, und als
	        
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