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Plantagenet, seit 1154 König von England, vermählte, wurde
die Macht der englischen Könige auf französischem Boden der
Entwickelung des französischen Staatswesens sehr bedrohlich.
Diese Gefahr beseitigte der schlau berechnende und thatkräftige
Philipp II. August (1180 — 1223), der Teilnehmer am dritten
Kreuzzug und der erbitterte Feind Englands. Nach glücklichen
Kämpfen mit Richard Löwenherz und Johann ohne Land ver¬
einigte er nicht nur die ganze Normandie 1204 wieder mit
Frankreich, sondern eroberte auch Anjou, Maine, Touraine und
Poitou und besiegelte den Besitz dieser dem englischen König
entrissenen Lehen durch den Sieg von Bovines 1214, welcher
zugleich dem Nationalgefühl der Franzosen einen mächtigen Auf¬
schwung gab. Da er keine der neuen Besitzungen wieder zu
Lehn gab, wurde er unmittelbarer Herr ungeheurer Landstrecken.
Um die gesetzgebende Gewalt der Krone auch auf die Vasallen
auszudehnen, errichtete er den Pairshof (12 Pares Franciae,
halb weltlich und geistlich), welcher den engeren Rat des Königs
und den Gerichtshof für den hohen Adel bildete. Der von
Innocenz III. veranlafste, von Philipp August begünstigte Kreuz¬
zug des Grafen Simon von Montfort gegen die Sekte der Wal¬
denser oder Albigenser (Petrus Waldus Kaufmann zu Lyon
c. 1170. Alby Stadt am Tarn) und ihren' Beschützer Graf
Raimund VI. von Toulouse wurde von Ludwig VIII. (1223
—1226) persönlich weiter geführt, erst 1229 nach entsetzlichen
Greueln beendet und führte in weiterer Folge zur Vereinigung
des südlichen Frankreichs mit der Krone. Die Ketzerei wurde
mit Hilfe der Inquisition ausgerottet.
Ludwig IX. der Heilige (1226 —1270), ein durch Ge¬
rechtigkeit und Thatkraft ausgezeichneter Fürst, befestigte durch
Ausbildung des Rechts und strenge Handhabung des Landfriedens
den geordneten Rechtszustand und machte den Pairshof zu Paris
als Parlament zum obersten Gerichtshof des Reichs. Die
Universität zu Paris wurde durch Gründung des theologischen
Kollegiums der Sorbonne (genannt nach Ludwigs Kanzler Ro¬
bert von Sorbon) ein Hauptsitz der scholastischen Wissenschaft.
— Im Süden gewann er die Provence und die Grafschaft
Toulouse für sein Haus; der Streit mit England wurde 1259
durch einen billigen Frieden beigelegt, nach welchem von den
beanspruchten Landschaften nur die Guienne und Gascogne und
auch diese nur als französische Lehen im Besitz der englischen
Könige blieben.
EL England. Nach dem Tode Wilhelms des Eroberers
und seiner Söhne und nach der ungesetzlichen Zwischenregierung
Stephans von Blois folgte mit Heinrich von Anjou und der
Normandie, dem Sohne der Mathilde, einer Enkelin Wilhelms I.,