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besiegt und Pavia gewonnen, starb aber 957 inmitten seiner
Erfolge. Berengars Willkürherrschaft wurde nun so drückend,
dafs der Papst und viele Grofse Italiens den deutschen König
zu Hilfe riefen. Gegen Ende des Jahres 961 erschien Otto mit
Heeresmacht, zog nach Rom und wurde 31. Jan. 962 von Papst
Johann XII. zum Kaiser gekrönt. Doch machten verräterische
Verbindungen des Papstes mit Ottos Feinden und sein ärger¬
liches Leben (Lateranense palatium, sanctorum quondam hospi-
tium, nunc prostibulum meretricum) es dem Kaiser nötig denselben
zu entthronen und an seiner Stelle Leo VIII. einzusetzen, wobei
die Römer versprachen: 'numquam se papam electuros aut
ordinaturos praeter consensum et electionem domini
imperatoris Ottonis filiique eius’. Berengar ergab sich
nach langer Belagerung in Montefeltro und wurde nach Bam¬
berg verwiesen. Nachdem Otto 964 den von Johann und den
Römern vertriebenen Leo VIII. wiedereingesetzt, kehrte er im
Januar 965 nach Deutschland zurück. Seine Herrschaft über
den römischen _Stuhl, sein Übergewicht in Italien war entschieden.
Die sittliche Überlegenheit, mit welcher er in die entsetzliche
Entartung Italiens eingriff, hatten ihm den Erfolg gesichert.
Fortan nahm er als Kaiser die Schirmherrschaft über die ganze
christliche Kirche mit heiligem Ernst für sich in Anspruch. Und
mit dieser Wiederherstellung einer obersten Schutzgewalt und der
von ihr mächtig geförderten sittlichen Erneuerung der Kirche
beginnt eine allgemeine Erhebung der christlichen Kultur.
c. Ein dritter Römerzug (966 — 972) wurde veranlafst durch
Unruhen, welche Adalbert, Berengars Sohn, und römische Grofse
erregt hatten. Otto befestigte in Rom die Stellung des von ihm
nach Leos VIII. Tode (965) eingesetzten Papstes Johann XIII.
(eine römische Gesandtschaft war bei Erledigung des päpstlichen
Stuhles vor dem Kaiser in Sachsen erschienen 'pro insti-
tuendo quem vellet romano pontifice’), und gewann die
Lehnshoheit über die Fürsten von Capua und Benevent. Nach
längeren Kämpfen gegen die Griechen in Unteritalien erlangt er
von dem oströmischen Kaiser Joannes Tzimisces die Vermäh¬
lung der Prinzessin Theophano (Tochter Romanus H) mit
seinem bereits zum Kaiser gekrönten Sohn Otto II. 972.
Am 7. Mai 973 Tod des Kaisers zu Memleben, sein Grab
in Magdeburg. Ottos Persönlichkeit Wid. II. 36: imprimis
pietate erat clarus, praeter regiae disciplinae terrorem
semper iocundus, dandi largus, dormiendi parcus, et inter
dormiendum semper aliquid loquens, quo eum semper vigilare
aestimes, amicis nihil negans et supra hominem fidelis. —
Ingenium ei admodum mirandum; nam post mortem Edidis
reginae, cum antea nescierit, literas in tantum didicit, ut pleniter