Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Sarg wird noch heute in der Moschee von Medina gezeigt, und es gehört 
zu den Pflichten des rechtgläubigen Mohammedaners, wenigstens einmal 
in seinem Leben zum Grabe des Propheten eine Wallfahrt zu unternehmen. 
Mohammeds Lehren. Die Lehren Mohammeds, welche seine Schüler 
niedergeschrieben haben, sind im Koran enthalten. In diesem Buche 
wird geboten, täglich fünfmal zu beten; denn das Gebet ist der Pfeiler der 
Religion und der Schlüssel zum Paradiese. Auch wird Fasten und Almosen¬ 
geben sehr dringend empfohlen; denn, heißt es an einer andern Stelle des 
Koran: Beten führt auf halbem Wege zu Gott; Fasten bringt an den Ein¬ 
gang zum Himmel, uud Almosen öffnet die Pforte des Paradieses. Ferner: 
Es ist nur ein Gott (Allah), und Mohammed ist sein Prophet. Moses uud 
Jesus sind geringere Propheten als Mohammed. Die Vielweiberei ist erlaubt. 
Der Freitag ist wöchentlich zu feiern. Verboten ist der Genuß des Weines 
und Schweinefleisches. Außerdem lehrte der Prophet, daß jeder Mensch 
unabänderlich zum Bösen oder Guteu bestimmt sei (Fatum), und verhieß 
den Gläubigen ein Paradies, wo die Erde von Weizenmehl sei, und der Baum 
Tuba voller Granaten und Traubeu hänge. Gelüste die Seligen nach Fleisch, 
so gäbe der Baum Tuba ihnen alsbald gebratene Taubeu. Wolle jemand reiten, 
so dürfe er nur zu diesem Baume gehen, an welchem die schönsten Rosse ge¬ 
sattelt und gezäumt hängen usw. Die Bekenner des Islam (mohammeda¬ 
nische Religionslehre) heißen Moslemin, die Priester werden I m a m s , 
die Mönche Derwische, das kirchliche Oberhaupt M u s t i genannt. 
Tie Kalifenherrschaft. Unter den Nachfolgern Mohammeds, Kalifen 
genannt, folgten Eroberungen auf Eroberungen, so daß sich die Herrschaft 
der Araber und mit ihr der Islam weit über Syrien, Palästina, Phönizien 
und Ägypten verbreitete. Nur Alexandrien verteidigte sich mit großem Mut, 
bis es ebenfalls erlag. Hier wurde bei dieser Gelegenheit die größte Bibliothek 
der Welt zerstört. Später eroberten die Araber auch die Nordküste Afrikas, 
unterwarfen fast ganz Spanien und zerstörten hier im achten Jahrhundert 
das W e st g o t i s ch e Reich. Nur wenige Westgoten retteten sich in die 
asturischen Gebirge und verteidigten ihre Freiheit und christliche Religion 
gegen die Eindringlinge. In den späteren Kämpfen gegen die Araber, M a u - 
r e n genannt, zeichnete sich in Spanien besonders Rodrigo Diaz 
(t 1099) aus, der unter dem Namen E i d (d. h. Herr) von Herder besungen 
ist. — Nachdem sich die Eroberungssucht der Araber abgekühlt hatte, griffen 
sie in ihren neuen Wohnsitzen zu friedlicher Beschäftigung. Besonders blühte 
Spanien unter ihnen auf und gelangte zu bedeutendem Wohlstand. Ihre 
Hochschulen, die sich großer Berühmtheit erfreuten, wurden sogar von Christen 
anderer Länder besucht. In Spanien behaupteten die Araber ihre Herrschaft 
bis zürn Jahre 1492. 
Die Alhambra. Zu den herrlichen Bauten der Mauren gehört auch die 
Alhambra in Granada, welche eine Festung bildet und aus den äußeren 
Wallmauern 13 viereckige Türme hat. Äußerlich kahl und schmucklos, entfaltet 
die Alhambra in ihrem Innern eine morgenländische Märchenpracht. Unter 
den einzelnen Teilen dieses Gebäudes zeichnet sich besonders der Löwen- 
h o f aus, der den Verwüstungen der Zeit am meisten widerstanden hat. 
Er ist rings von luftigen Säulenhallen umgeben, aus denen an den Schmal-
	        
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