Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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traf der Staat umfangreiche Veranstaltungen, damit die Gebäude gegenFeuers- 
gefahr versichert werden konnten. Im 19. Jahrhundert aber wurden mit Ge¬ 
nehmigung des Staates große Gesellschaften gebildet, welche auch die Vorräte 
des Landmann^ und Kaufmanns und das Mobiliar gegen Feuersgefahr ver¬ 
sicherten. Außerdem entstanden Hagel-, Lebens-, Vieh- und Rentenversiche¬ 
rungen. Durch solche Veranstaltungen ist ein großer Segen gestiftet worden; 
denn bei Unglücksfällen und sonstigen Umständen werden die Versicherten 
in einem gewissen Grade vor Verarmung und Not geschützt. 
Genossenschaften. Durch Entstehung der Fabriken und durch die 
Herrschaft des Kapitals hat sich die Lage des kleinen Gewerbetreibenden 
stetig verschlechtert. Oft mußte der Meister die Erfahrung machen, daß er 
mit den Leistungen des Großbetriebes nicht wetteifern konnte. Da war es 
s ch u l z e - D e l i tz s ch , der das Auskunstsmittel fand, daß man sich durch 
Bildung von Genossenschaften selbst helfen könne. So kam es denn, daß 
nicht nur die Handwerker, sondern auch die Landwirte und Arbeiter sich zur 
Eigenhilfe vereinigten. Es gibt verschiedene Genossenschaften. Die Vor¬ 
schuß-, Kredit- und Darlehnsvereine suchen es zu ver¬ 
mitteln, daß ihre Mitglieder die notwendigen Barmittel bekommen. Die 
Rohstoff-Vereine sorgen dafür, daß die Rohstoffe, welche die Hand¬ 
werker gebrauchen, im großen (also zu den billigsten Preisen) angekauft werden, 
und die Mitglieder nur den Einkaufspreis zu entrichten haben. Die K o n - 
jum vereine kaufen die Lebens- und Wirtschaftsbedürfnisse ebenfalls 
im großen ein, um den Mitgliedern die betreffenden Waren im Kleinverkauf 
möglichst billig überlassen zu können. Die Magazinvereine stellen 
die von den Mitgliedern verfertigten Gegenstände im Vereinsmagazin zum 
Verkauf aus. Durch solch ein genossenschaftliches Zusammengehen ist so 
mancher vor dem Ruin bewahrt geblieben. 
164. 2lusterdeutscbe Ereignisse in jüngster Zeit. 
(Überblick.) 
Japan. Die Japaner lebten lange Zeit in abgeschlossenen Verhältnissen 
und traten erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit den europäischen 
Mächten in Verkehr. Nun drang in jenes Land eine ähnliche Kultur, wie 
wir sie haben, schnell ein, und im Laufe von 10—25 Jahren wurden dort 
Schulen verschiedener Art eingerichtet, Eisenbahnen und Maschinen hergestellt, 
eine Flotte und ein Landheer nach europäischer Art gebildet. Handel und 
Gewerbe nahmen unter den neuen Verhältnissen einen hohen Aufschwung. 
In den Kriegen mit China (1894 und 1900) erfocht Japan glänzende Siege 
und zeigte feine militärische Schlagfertigkeit. An neuem Landgebiet fiel 
ihm aber von China nur die Insel Formosa zu, weil die europäischen 
Staaten eine erhebliche Vergrößerung Japans verhinderten. — Im Laufe 
der Zeit hat auch das Christentum in diesem Reiche Eingang gefunden. Die 
Staatsreligion ist der S i n f y n , d. h. Götterglaube, er besteht in der Ver¬ 
ehrung der Sonne und der Ahnen. Der Kaiser, Mikado, ist weltlicher 
und geistlicher Herrscher zugleich. 
Der Russisch-japanische Krieg 1904—1905. Nach Beendigung des 
Krieges, den die Großmächte (1900—1901) in China führten, besetzte Rußland
	        
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