Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Der Kreuzzug. 1189. Als Friedrich in hohem Alter stand, ge¬ 
langte nach Deutschland die Trauerkunde, daß der ägyptische Sultan S a l a - 
d i n Jerusalem erobert und der Herrschast der Christen ein Ende gemacht 
habe. Freventlich hatten die Mohammedaner das goldene Kreuz von der 
Kirche des Heiligen Grabes gestürzt und dem Kalifen von Bagdad als Sieges¬ 
zeichen übersandt. Diese Nachricht erfüllte die Christenheit mit großem 
Schmerz, und die drei mächtigsten Fürsten des Abendlandes, Friedrich I, 
Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und König 
Richard Löwen herz von England rüsteten sich zu einem Kreuzzuge 
gegen die Feinde der Christenheit. An der Spitze eines auserlesenen Heeres 
brach zunächst der greise Barbarossa mit seinem Sohne Friedrich von 
Schwaben von der Stadt Regensburg auf. 
Friedrichs Tod. 1190. Als er mit seinem Heere an den Fluß S a - 
l e p h (Calycadnus) in Kleinasien gekommen war, warf er sich ungeduldig mit 
seinem Rosse in den Strom, um das jenseitige Ufer zu gewinnen. Ein Strudel 
erfaßte jedoch den Kaiser; seine Kräfte verließen ihn, und es war um ihn ge¬ 
schehen, ehe ihm die Seinen zu Hilfe kommen konnten. Eine schmerzliche Klage 
ertönte, als die Trauerkunde nach Europa gelangte. Das deutsche Volk hat das 
Andenken Barbarossas im Herzen bewahrt. Nach der Sage ist Friedrich nie¬ 
mals gestorben, sondern lebt im Kysfhäuferberge in Thüringen. — Der ganze 
Kreuzzug endete aber nach Friedrichs Tode ohne wesentlichen Erfolg. 
Einige Nachfolger Friedrichs. Heinrich VI. (1190—1197), der 
Sohn und Nachfolger Friedrichs 1., hatte in Italien schwer zu kämpfen, 
um Apulien und Sizilien, das Erbe seiner Gemahlin Constantia, 
in Besitz zu nehmen. Nach seinem Tode wählten einige deutsche Fürsten 
den Herzog Philipp von Schwaben (Heinrichs Bruder), andere aber 
Otto IV. (den Sohn Heinrichs des Löwen) zum Könige. Dadurch ent¬ 
standen große Streitigkeiten, bis Philipp eines Tages ermordet wurde und 
Otto zur Alleinherrschaft gelangte; da aber später der Sohn Heinrichs VI., 
genannt Friedrich, großen Anhang fand und unter dem Namen 
Friedrich U. zu Aachen gekrönt wurde, zog sich £tto nach Braunschweig 
aus seine Erbgüter zurück. 
29. Pon Friedrich II. (1215—1250) bis nun Interregnum. 
Gestalt Friedrichs II. Als der Hohenstaufe Friedrich n. auf den 
Thron kam, war er ein schöner Jüngling von zartem Körperbau. Das 
blonde Haar, welches ihm in Locken die Schultern umwallte, erinnerte an 
seinen Großvater Friedrich Barbarossa. 
Friedrichs Kreuzzug. Außer Deutschland besaß er auch noch Neapel 
und Sizilien, die er vorzugsweise liebte. Bei seiner Thronbesteigung hatte 
er sich dem Papste gegenüber zu einem Kreuzzuge verbindlich gemacht, schob 
aber die Erfüllung dieses Versprechens jahrelang auf. Als er sich endlich 
mit den Kreuzfahrern eingeschifft hatte, kehrte er nach einigen Tagen 
wieder zurück. Darüber war der Papst fo ungehalten, daß er den 
Kaiser in den Baun tat. Obgleich dieser später den Kreuzzug ausführte 
und sich in den Besitz der heiligen Städte, sowie der Krone von Jerusalem 
setzte, hatte er dadurch doch nicht das Oberhaupt der Kirche versöhnt. Nach
	        
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