Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

Dcutschc Geschichte. 
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1. Beginn der Völkerwanderung. 375. 
Deutsche Völkerbündnisse. 200. Schon um das Jahr 200 hatten sich 
die germanischen Stämme zu vier großen Bündnissen vereinigt, die dem 
Römischen Reiche mehr und mehr gefährlich wurden. Am Oberrhein wohnten 
die Alemannen, am Niederrhein die Franken, zwischen Rhein 
und Elbe die S a ch s e n , an der Weichsel dieGoten. Letztere unterwarfen 
alles Land bis zum Schwarzen Meere und teilten sich in Westgoten (in 
Ungarn und den angrenzenden Ländern) und Ostgoten (in Südrußland) 
Ulfila. f 381. Große Berühmtheit Hat ttlsila, ein Bischos der West¬ 
goten, erlangt, der zur Zeit der Völkerwanderung lebte. Er unterwies seine 
Stammesgenossen im Christentum und übersetzte die Heilige Schrift in die 
gotische Sprache; doch nahm er die vier Bücher der Könige, die viele Kriegs¬ 
geschichten enthalten, nicht in die gotische Bibel auf, um den kriegerischen Sinn 
seines Volkes nicht zu entflammen. Ein Teil dieser Übersetzung (die vier 
Evangelien) wird noch Heute zu Upsala in Schweden unter dem Namen 
„der silberne Codex" aufbewahrt. Das Pergament ist mit Purpur 
gefärbt, die Buchstaben mit Silberschrist gezeichnet und das Buch in Silber 
eingebunden. Als die kriegslustigen Westgoten durch den Einfluß des Christen¬ 
tums zu Ackerbau und friedlicher Beschäftigung griffen, deutete man auf sie 
die Stelle im Propheten Jesajas: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflug¬ 
scharen und ihre Spieße zu Sicheln machen." 
Tie Hunnen. Endlich trat ein Ereignis ein, welches ganz Europa er¬ 
schütterte. Um das Jahr 375 begann nämlich die sogenannte Völkerwanderung; 
denn aus dem Innern Asiens brachen die Hunnen, ein mongolischer Menschen¬ 
stamm, unter ihrem Fürsten Balamir in Europa ein und verursachten es, 
daß die meisten Völker Europas ihre Wohnsitze verließen. Die Hunnen waren 
nicht groß, sie hatten eine dunkelgelbe Hautfarbe, starke Backenknochen, schwar¬ 
zes Haar und schiefgeschnittene Augen. Zu ihrem Anzuge gehörten ein schmutzi¬ 
ger Kittel von Leinwand oder Fellen, Beinkleider von Tierhäuten und eine 
Zottelmütze. Sie lebten von der Milch ihres Viehes, von rohem Fleisch, 
das sie unter den Sätteln mürbe ritten, und von Wurzelwerk. Auf ihren 
kleinen Pferden aßen, tranken und ratschlagten sie. Die Weiber wohnten mit 
den Kindern auf Karren. 
K. A. Krüger. Geschichte f. Mittelschulen. III. Teil. 1
	        
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