Thors Fahrt nach Mgard.
I. Einst fuhr Thor auf feinem mit zwei Böcken bespannten
Wagen aus und mit ihm war der Afe Loki. Am Abend kehrten
sie bei einem Bauern ein, der ihnen Herberge gab.
Der Bauer aber hatte kein Fleisch, das er seinen Gästen hätte
vorsetzen können. Da 'nahm Thor seine Böcke und schlachtete sie.
Dann zog er ihnen das Fell ab und darauf wurden sie im Kessel
gesotten.
Als das Fleisch gar war, lud der Gott den Bauer nebst seinem
Weibe und seinen beiden Kindern, dem Knaben Thialfi und der
Tochter Röskwa, zum Nachtmahle. Er bat sie aber, die Knochen
sorgfältig zu sammeln und auf die Bockfelle zu werfen, die neben
dem Herde ausgebreitet lagen.
Alle thaten, wie ihnen der Gott geheißen hatte; als aber
dieser sich zum Schlafen niedergelegt hatte, gelüstete es Thialfi,
den Sohn des Bauern, nach dem Marke eines Schenkelknochens.
Da schlug er ihn mit dem Messer entzwei, um zu dem Marke zu
gelangen.
Am andern Morgen stand Thor auf, ehe der Tag graute.
Er kleidete sich an, ergriff seinen Hammer Miölnir und schwang
ihn üben- den Bockfellen. Da standen die Böcke lebend auf; einer
derselben aber war an einem Hinterbeine lahm.
Da ward Thor zornig und er sprach zn dem Bauer, er oder
einer seiner Hausgenossen müßten nicht verständig mit den Knochen
umgegangen sein, denn ein Schenkelknochen sei zerbrochen.
Der Bauer erschrak heftig, als er sah, wie Thor die Augen
zornig zusammenzog und die Brauen über dieselben sinken ließ, und
wiewohl er nur wenig von den Augen noch sehen konnte, meinte
er doch, vor der Scharfe dieses Blickes vergehen zu müssen. Und
als Thor den Schaft des Hammers so fest in seine Hände faßte,
daß die Knöchel davon weiß wurden, riefen ihn der Bauer und
sein Weil) flehentlich um Frieden an und boten ihm zur Sühne
alles, was sie besaßen.