Die Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaisertums. x 89
wählen d. andern Fürsten bis zum letzten Grafen. Wahl- u. Krönungsort ist
Aachen; d. Erzbischof b. Köln krönt (da Aachen zu s. Sprengel gehört). Erst
nach s. Krönung in Rom heißt b. König: römischer Kaiser. Keine Residenz;
d. Hof (Curia) zieht umher; kostspielige Unterhaltung b. Hofes für d. besuchten
Orte, namentlich Bischofssitze. Pfalzen d. Königs zerstreut. D. Pfalzgraf:
Vertreter d. Königs bei Gericht. D. König muß d. eigene Herzogtum abgeben;
kein Fürst darf zwei Fahnlehen (Herzogtümer) haben. Auf d. Reichstagen zur
Regierung die Reichsfürsten herangezogen: zerfallen in reichsunmittel¬
bare Fürsten, die ihr Lehn b. König selbst haben, u. reichsmittelbare
Fürsten, die ihr Lehn b. andern, namentlich b. geistlichen Fürsten, haben. D.
Lehne werden allmählich erblich um 1150; daher Wachsen d. Fürstenmacht,
Sinken d. königl.Macht. Nach u. nach Aufblühen d. Städte, namentlich am
Rhein u. and. Donau, halten meist treu zum König, der sie begünstigt; s.S. 86,6.
Große Macht d. Geistlichkeit durch zahllose Schenkungen an Bistümer u.
Klöster (bis zu 10—20000 Hufen, mit jährl. Einkommen b. 1 Mill. M.);
diese haben d. Immunitäten (Abgabenfreiheit). D. Bischöfe erhalten b. Papst
d. Pallium (Binde).
Geschichtschreibung: Wip o, Kaplan u. Biograph KonradsII. 1040. Her¬
mann b. Reichenau (Contractus) t 1054, Chronik. Lambert b. Hersfeld,
Annalen bis 1077. Ekkehard b. Aura f 1125, große Weltchronik. Adam
b. Bremen 1070, Gesch. d. Hamburger Erzbischöfe. S a x o Grammaticus 1200,
dänischer Historiker, Sagen u. Zeitgeschichte.
IV. Die Übermacht der Kirche in den Kreuzzügen.
1096—1099. 1. Der erste Kreuzzug. (L. §§ 369—379. D. §§ 218—221.)
Allmählicher Verfall d. griechischen (byzantinischen) Reiches. Dynastie
der Komnenen 1057—1185. Alexius 1081—1118.
105 4. Trennung d. römisch-kathol. n. griechisch- kathol. Kirche.
Sitte d. Wallfahrten nach d. Heiligen Grabe seit d. Helenas; nicht
gestört durch d. Araber, dagegen durch d. SeldschukkischenTürken,
die 1070 Palästina n. d. größten Teil d. byzantin. Reiches in Kleinasien
erobern 2). Kaiser Alexius bittet Papst Urban II?) um Hülfe. Dieser
hält ein antideutsches, gegen Heinrich IV. gerichtetes
1095. Konzil zu Piacenza, dann ein
1095 Nob. 26. Konzil M (Element4), u. entflammt durch s. Rede d. An¬
wesenden so, daß ein Zug beschlossen wird5).
*) Mutter Konstantins d. Großen; Kirche in Jerusalem. — 2) Schon Gregor VII. plant
auf d. Hülferuf d. griech. Kaisers einen Zug gegen d. Seldschukken 1074, wird aber durch
d. kirchlichen Wirren abgehalten. — 3) Als d. mächtigsten Vertreter d. Abendlandes. —
4) Zunächst gegen König Philipp v. Frankreich, der wegen Ehezwistes gebannt wird; dann
d. Gottesfriede nochmals verkündet. — 5) Bischof Adhemar v. Puy meldet sich zuerst: „Kreuz¬
fahrer" v. d. roten Kreuz auf d. Schulter. D. Hülfsleistung für Alexius tritt jetzt zurück,
d. Wunsch, d. heilige Grab zu befreien, hervor.