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von Bayern, dem Haupte der katholischen Liga und dem Gönner der 
Jesuiten, die ihn gleichfalls erzogen hatten. Für seine Hilfe versprach 
er ihm die Kurpfalz. Außer Spanien gewann dann Ferdinand noch den 
evangelischen Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, dem er die beiden Lau¬ 
sitzen, welche damals zu Böhmen gehörten, in Anssicht stellte. So konnte 
Ferdinand mit froher Hoffnung den Feldzug im Jahre 1620 eröffnen. 
Maximilian sandte seinen erfahrensten und berühmtesten Feldherrn, den 
Grafen von Tilly, mit einem tüchtigen Heere nach Böhmen. Schnur- 
straks auf Prag richtete dieser alte Haudegen seinen Marsch. Vor den 
Mauern der böhmischen Hauptstadt auf dem weißen Berge fielen die 
Würfel der Entscheidung. Friedrich V. stellte sich nicht an die Spitze 
seiner Scharen, nin mit ihnen entweder zu siegen oder zu sterben, sondern 
sah unthätig vom Walle ans dem Kampfe zu. Binnen einer Stunde 
schlug Tilly Friedrichs Heer in die wildeste Flucht. Anstatt sich in Prag 
heldenmütig zu verteidigen, floh Friedrich und ließ in der Eile sogar 
Krone und Szepter zurück. So war die Herrlichkeit des Winterkönigs 
schon nach einem Jahre verblichen. Die schlimme Ahnung seiner Mutter 
hatte sich erfüllt. Seine Pfalz sah er nicht wieder; denn der Kaiser 
belegte ihn mit der Reichsacht. In Holland fand er Zuflucht, wo er 
auch starb. Mit der unglücklichen Schlacht am weißen Berge war 
Böhmens Schicksal entschieden. Maximilian zog schon am andern Tage 
als Sieger in Prag ein, und die Böhmen dachten an keinen Widerstand 
mehr, sondern nur an die Strafe, welche ihrer harrte. 
5. Das blutige Strafgericht des Kaisers über Böhmen. 
Mit kluger Berechnung wartete der Kaiser, ehe er sein Strafgericht 
eröffnete, bis die Schuldigsten, welche Böhmen verlassen hatten, wieder 
zurückgekehrt waren. Hierauf zerschnitt er mit eigner Hand den Ma-- 
jestätsbrief und ließ die Hauptführer des Aufstandes gefangen nehmen. 
27 Edelleute endeten an einem Tage auf dem Marktplatze zu Prag. 
Ihre Güter wurden eingezogen. Viele andere wurden geächtet und 
ebenfalls ihrer Güter beraubt. Mit ihnen bereicherte der Kaiser seine 
Kasse und belohnte er seine Anhänger. Nachdem endlich das Morden, 
Rauben und Plündern ein Ende nahm, begann die gewaltsame Unter¬ 
drückung der Reformation. Die evangelischen Kirchen wurden geschlossen, 
ihre Geistlichen vertrieben, die Schulen samt der Universität zu Prag 
übernahmen die Jesuiten. Tausende der protestantischen Bewohner wur¬ 
den von Dragonern in die Messe getrieben. Wer nicht übertrat, wurde 
verbannt. Gegen 36000 protestantische Familien verließen deshalb das Land. 
Die Protestanten waren aller bürgerlichen Rechte beraubt. So waren in 
kurzer Zeit Böhmen, Mähren, Schlesien und Österreich gleich Steiermark 
der katholischen Kirche wieder erobert. Die Jesuiten hatten abermals 
einen großartigen Sieg errungen, die Protestanten hingegen eine schmäh¬ 
liche Niederlage erlitten.
	        
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