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mit dem Mut und der Anstrengung von Verzweifelnden, erlag aber
der fremden Übermacht. Der heldenhafte Führer wurde verwundet
und geriet in Gefangenschaft. Das Schicksal des unglücklichen Landes
war entschieden. 1795 entschlossen sich Preußen, Österreich und Ru߬
land zur dritten und letzten Teilung. Zu Preußen kam Warschau m. Teilung 1795.
und das Land zwischen Weichsel, Bug und Niemen; zu Österreich
Westgalizien bis zum Bug; zu Rußland der Rest des polnischen
Reiches. Stanislaus Pouiatowski mußte die Königskrone niederlegen
(verbrachte die übrige Zeit seines Lebens als Privatmann in Peters¬
burg) und Polen wurde aus der Reihe der Staaten gestrichen.
C. Kulturgeschichtliches aus -er Periode
1648-1789.
§ 101.
Innere und äußere Gestaltung Deutschlands.
Absolutismus der Fürsten.
1. Die Reichseinheit hörte seit dem Westfälischen Frieden auf. Zerrissenheit
Deutschland bot ein Bild der Zersplitterung und Ohnmacht. ®eut1d)tanb§-
Es bestanden über 1000 Landschaften (§ 78, 3). Auswärtige Mächte,
namentlich Frankreich, gestatteten sich und erhielten bestimmenden Ein¬
fluß auf deutsche Angelegenheiten; sie säeten Zwietracht und zogen
einzelne Fürsten auf ihre Seiten. (Rheinische Allianz, § 82, 5.) Der
nationale Gedanke war erstorben und mit demselben auch die Selbst¬
achtung geschwunden. Die frühere Macht, Ehre und Größe, des alten
Reiches Herrlichkeit existierten nur noch in der Einbildung einzelner.
Mit der Lockerung und Zerreißung jeglicher Bande zwischen Fürsten
und Kaiser und mit der Nachahmung französischer Einrichtungen und
französischen Geistes bildete sich eine unumschränkte Fürstengewalt aus,
welche die Untertanen nur als Mittel zum Zweck betrachtete und zur
Vernichtung des Wohlstandes führte. Das deutsche Mark war krank
und konnte in der ersten Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg keine
Blüten und Früchte treiben. Da erhob sich Brandenburg-
Preußen, zog die noch gesunden Kräfte des deutschen Volkes an sich
und übte den mächtigsten Einfluß auf die Gestaltung der deutschen
Verhältnisse im achtzehnten Jahrhundert, sowie auf die Richtung des
deutschen Geistes. Die Taten Friedrichs des Großen fachten das
Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. II. 7