Full text: Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. (Teil 2)

128 IX. Von der Französischen Revolntwn bis zum Wiener Kongreß. 
auf demokratischer Grundlage umgewandelt. An seine Person knüpfte 
die erregte Nation neue Siegeshoffnungen und er war es auch, der 
in Kürze einen Umschwung im Gang der Ereignisse herbeiführte. Als¬ 
bald wurde ein stattliches Heer, zu welchem aus allen Teilen des 
Landes begeisterte Kämpfer herbeiströmten, ausgerüstet. Mit diesem 
überstieg Napoleon im Mai 1800 vom Rhonetal aus deu großen 
St. Bernhard. Der Zauber seines Namens erhöhte die Kraft der 
Soldaten und befähigte zur Überwindung von Schwierigkeiten, welche 
der sühne Marsch in den mannigfaltigsten Formen mit sich brachte. 
Gleich nach seiner Ankunft in der sonnigen Lombardei eröffnete er 
Marengo Juni den Kamps gegen die Österreicher. Bei Marengo unweit Alessandria 
brach er in blutiger, lange hin und her schwankender Schlacht die 
Macht des Gegners (Juni 1800), uud entwand ihm alle vorher er- 
ruugeueu Früchte. Ganz Oberitalien wurde unterworfen. Um dieselbe 
Zeit zog Moreau von Basel aus durch Schwaben nach Bayern, 
schlng im Dezember 1800 ein bayerisch-österreichisches Heer unter dem 
achtzehnjährigen Erzherzog Johann tBruder des Kaisers) bei 
Hohenlinden (zwischen München und Ampfing), drang bis an die 
Enns vor und bedrohte Wien. 
2. Durch diese Niederlagen wurde Österreichs Widerstandskraft 
derart geschwächt, daß es um Frieden nachsuchen mußte. Derselbe 
Friede von Lüne- kam im Februar 1801 zu Lüneville in Lothringen zu stände. Er 
VlIu 18"1' enthielt eine Bestätigung und Ergänzung der schon zu Eampo Formio 
und später aus dem Rastatter Kongreß getroffenen Vereinbarungen. 
Der Talweg des Rheins (d. i. die Mitte des Flusses) von Basel bis 
zum Eintritt in Holland ward Grenze zwischen Deutschland und Frank¬ 
reich, die Etsch Grenze zwischen Österreich und der Italienischen (früher 
Cisalpinischen) Republik. Das Reich verlor 1150 □Meilen mit 31, Mill. 
Einwohnern. Die erblichen Fürsten, welche ihre linksrheinischen Be¬ 
sitzungen opfern mußten, sollten „aus dem Schoße des Reiches" ent¬ 
schädigt werden und zwar durch Säkularisation der geistlichen Gebiete 
und Aufhebung von Reichsstädten. Die Ausführung dieser letzten Be¬ 
stimmung wurde einer sogenannten Reichsdeputation übertragen. So 
zerbröckelte das Deutsche Reich. Was noch übrig blieb, hatte das 
Bewußtsein der Zusammengehörigkeit verloren. 
Der Friede mit England wurde 1802 zu Amiens abgeschlossen. 
England versprach u. a., das während des Krieges weggenommene 
Malta an den Johanniterorden zurückzugeben. 
Ter Reichsdepn- 3. Mancherlei Vorarbeiten waren im Vollzug der Über die Ent- 
Schädigung der Fürsten getroffenen Anordnungen zu erledigen. Sie 
geschahen unter dem beständigen Einfluß Frankreichs. Napoleons 
Macht und Ausehen waren bereits so hoch gestiegen, daß man auch 
in Deutschland meinte, es könne eine tiefeingreifende Veränderung
	        
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