Object: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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Noth und Verfolgung aller Art erduldet, und Mancher war, wie der 
64jährige Kielmannsegge, darüber gestorben. Unsicherheit und Verwirrung 
des Rechts hatte sich überall verbreitet; des Königs Beispiel in Raub, List 
und Wortbrüchigkeit wirkte ansteckend auf die Unterthanen. Landtage waren 
nicht gehalten worden, und die Landesverfassung wurde nicht beachtet. Die 
Contributiou, welche früher auf den Landtagen bewilligt, zur Zeit der 
Annexion aber einseitig vom Landesherrn ausgeschrieben worden war, wurde 
jetzt eine stehende Steuer. 
Christian Albrecht genoß das neue Glück einer friedlichen Regierung 
nur noch sechs Jahre; er starb am 27. December 1694, noch nicht 54 Jahre 
alt. Er hat reichlich 34 Jahre regiert und davon fast 14 Jahre außer 
Landes zugebracht. Von seinen beiden Söhnen Friedrich und Christian 
August folgte ihm der Erstere in der Regierung. 
41. Herzog Friedrich IV. 
Herzog Friedrich IV. stand beim Ableben seines Vaters im vierund¬ 
zwanzigsten Lebensjahre. Die Gewalttätigkeiten des dänischen Königs 
hatten ihn gegen Dänemark erbittert, und seine Erziehung, die er zum Theil 
an dem befreundeten schwedischen Hofe erhalten hatte, hatte ihn nach 
Schweden hinüber gezogen. Der Minister seines Vaters, ein Ahlefeldt, der 
das gute Vernehmen mit Dänemark in den letzten Jahren erhalten hatte, 
ward daher entlassen und der Geheimrath von Wedderkop und dessen 
Schwager Pincier zu den ersten Beamten des Landes ernannt, weil sie die 
Ansichten des Herzogs theilten. Die Truppen wurden vermehrt und bei 
Stapclholiu und an der Sorge neue Schanzen gebaut, auch 500 Schweden 
zur Deckung derselben ins Land gezogen. Wo noch dänische Sprache in 
seinem Antheil von Schleswig in Gebrauch war, wurde auf ihre Beseitigung 
hingewirkt und für den Gottorfer Antheil eine neue Flagge, geschmückt mit 
dem holsteinischen Nesselblatt und dem schleswiger Löwen, eiugesührt. 
Christian V. hatte sich gleich Anfangs geweigert, den Herzog als den 
Alleinherrscher des Gottorfer Antheils anzuerkeunen. Er that, als ob er 
nicht wisse, daß im herzoglichen Antheil nur der Erstgeborne zur Thronfolge 
berechtigt sei, und verlangte, daß ihm das Testament Christian Albrechts 
vorgelegt werde, damit er sehe, ob Friedrich allein oder mit seinem Bruder 
gemeinschaftlich zu regieren habe. . Er machte dem jungen Herzog das Recht 
streitig, ohne des Königs Einwilligung Truppen zu halten und Schanzen 
.anzulegen, und ließ, als er kein Gehör fand, 1697 die angelegten Schanzen 
durch seine Truppen gewaltsam zerstören, zog dieselben dann aber ohne wei¬ 
tere Feindseligkeiten aus dem herzoglichen Gebiet zurück. 
Der Herzog ging nun nach Schweden, wo noch im selben Jahre sein 
Freund und Jugendgespiele, der fünfzehnjährige Karl XII., zur Regierung 
kam. Eine Zeitlang übte er einen bedeutenden Einfluß auf den jungen 
König, mit dem er sich in einem wilden Treiben erging, zum Leidwesen des 
schwedischen Volks, das von Gottorfer Raserei sprach. So soll er einst den 
kühnen Karl verleitet haben, einen hohen Stoß loser Bretter hinaufzureiten, 
und ein andermal, sich auf einen lebendig gefangenen Hirsch zu setzen. 
Karl XII. ernannte seinen Freund zum Obersten und Commandanten von
	        
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