Full text: Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. (Teil 2)

§ 95. Die Jahre 1756 und 1757. 75 
§ 95. 
Die Jahre 1756 und 1757. 
1. Friedrichs Absicht war, durch Sachsen den Weg nach Böhmen 17^ffnfuna 
zu gewinnen. Mit 70000 Mann überschritt er die Grenze und rief 
durch diese Tat in der sächsischen Bevölkerung die größte Bestürzung 
hervor. Ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen, besetzte er Leipzig, 
Dresden und andere Städte und zwang das außer Fassung geratene 
sächsische Heer, in einer festen Stellung bei Pirna Schutz vor den 
preußischen Geschossen zu suchen. Friedrich umzingelte mit einem Teil 
seiner Truppen das feindliche Lager und eilte mit dem anderen nach 
Böhmen, um den zum Entsätze der Sachsen heranrückenden öster¬ 
reichischen Feldmarschall Browne an der Ausführung seiner Absicht 
zu hindern. Bei Lottwsitz a. d. Elbe erfolgte anfangs Oktober der ^Sbei 
Zusammenstoß; er endete mit einer Niederlage der Österreicher. Vier- Lowofty. 
zehn Tage später mußten die ausgehungerten Sachsen in Pirna sich 
ergeben. Die Offiziere wurden gefangen gehalten, die gemeinen Sol¬ 
daten in die preußischen Regimenter eingereiht, eine Maßregel, die 
sich insofern rächte, als die Sachsen später bei jeder Gelegenheit deser¬ 
tierten. Den Winter über verweilte Friedrich im wohlhabenden säch¬ 
sischen Lande. Er betrachtete dasselbe als preußische Provinz, beschlag¬ 
nahmte das Staatsvermögen, erhob Steuern und nötigte die zum 
Kriegsdienste brauchbaren Jünglinge zum Eintritt in das preußische 
Heer. Aus dem Dresdener Archiv entwendete er alle Akten, welche 
ihm einen vollgültigen Beweis für die feindseligen Absichten seiner 
Gegner lieferten. 
2. Die Besitzergreifung Sachsens brachte halb Europa in Auf- Gegner und 
regung. In Österreich, Rußland und anderen Ländern erhob man Sriffiä. 
die schwersten Anklagen gegen den Preußenkönig, der als Rebelte den 
Frieden in mutwilliger Weise gebrochen habe. Umsonst veröffentlichte 
Friedrich als Antwort auf alle Verdächtigungen die in Dresden vor¬ 
gefundenen, die Absichten seiner Gegner enthüllenden Akten. Die Zahl 
der Feinde vermehrte sich. Zn Österreich, Rußland und Frankreich 
gesellten sich noch die meisten Staaten des Deutschen Reiches und 
Schweden, das Vorpommern wieder zu gewinnen hoffte, während mit 
Friedrich nur England, Hannover, Hessen und Braunschweig verbunden 
waren. Eiue säst erdrückende Übermacht setzte sich 1757 gegen Preußen 
in Bewegung. Von Osten kamen die Russen, von Süden die Öster¬ 
reicher, von Westen die Franzosen, von Norden die Schweden (Krieg 
gegen vier Fronten). Ihr Ziel war die Zertrümmerung Preußens. 
3. Noch einmal begab sich Friedrich nach Berlin. Hier erließ er ^f^jtDe"nan 
im Januar eine geheime Instruktion an seinen Minister Graf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.