104 Griechische Geschichte.
Aber er erhielt bald einen neuen Anlaß, in Mittelgriechenland ein¬
zurücken. Ans Antrag des Äschines wurde von den Amphiktionen ein
Der sog. vierte Heiliger Krieg gegen die Lokrer von Amphissa beschlossen, weil
ste auf dem Gebiete des Apollo Ziegelhütten und Felder angelegt
hatten. Mit der Vollstreckung des Strafgerichts wurde Philipp als
Bundesseldherr beauftragt. Statt aber nach der Zerstörung Amphissas
das Land zu verlassen, besetzte er Elatea, das die Straße nach Böo-
tien beherrschte. Da gewann Demosthenes' flammende Beredsamkeit
die Thebaner zum Bündnis mit Athen, dem andere Städte bei*
S?eaS338 traten' mtdn in ber Schlacht von Charonea siegte die mazedonische
Phalanx über das geschwächte Bürgeraufgebot der Athener und The-
baner.
Griechenland lag nun zu den Fußen des Eroberers. Nach The-
gttedjenianbi. ben, Ehalzis und Afrofortuth wurden mazedonische Besatzun¬
gen gelegt; Athen erhielt milde Bedingungen, wahrscheinlich weil Phi¬
lipp die Belagerung der doch immer noch wohlbefestigten und reichen
StaM scheute, -xjn Korinth schlossen die griechischen Staaten außer
Sparta einen ewigen Bund mit Mazedonien und übertrugen
Philipp den unumschränkten Oberbefehl zu einem gemeinsamen Kriege
gegen Persien. Aber es war ihm nicht vergönnt, die Eroberung Per*
siens zu verwirklichen. Im 47. Lebensjahr wurde er nach schweren
Philipps Zerwürfnissen in der Familie bei der Hochzeit einer Tochter von einem
Ermordung säe. Offizier feiner Leibwache ermordet.
Y. Die Zeit des Hellenismus (336 bis 146).
§ 21. Alexander -er Große.
ssTsiTm. Jugend und Persönlichkeit. Alexander war kaum 20 Jahre alt,
al-3 er bie Herrschaft antrat. Seine Tätigkeit während breier Felbzüge unb
bie Erziehung burch Aristoteles hatten ihn frühzeitig zum Manne reifen
lassen. Des Vaters unb ber Mutter Olympias Art fartbeit sich in feinem
Wesen gesteigert toieber: gtohenber Ehrgeiz, sicheres Selbstvertrauen auch
in ben schwersten Lagen, größte Umsicht, schnelles Erfassen bes Augen¬
blickes, babei Hinneigung zum Geheimnisvollen unb Außergewöhnlichen.
Beibe Eltern übertraf er burch ben Ebelmut feines Herzens. Ein treuer
Freund (Hephästion), ein tapferer Solbat (Schlacht Bei Ehäronea), ein
Verehrer urtb Förberer ber Künste unb Wissenschaften, gewann er bie
Heere unb Völker für sich. Furchtbar konnte er fein, wenn bas bynastifche
ober politische Interesse auf bem Spiele stanb. Sonst verlor er nur selten
bie Herrschaft über sich, zeigte aber, wenn es geschehen war, tiefste Reue
(f. S. 108).
^rb@"ee2cnn9 1' Alexanders Anfänge. Auf die Kunde von dem plötzlichen Hin¬
gang Philipps atmete halb Hellas im Gefühl der Befreiung auf; mit
dem „Knaben Alexander" hoffte man bald fertig zu werden. Die Athe-