§ 31. Vollendung der römischen Vorherrschaft im Mittelmeergebiet. 157
mal mehr das Recht des Handels und der Ehegemeinschaft, haben soll¬
ten. Ein Teil von Jllyrikum, dessen Herrscher auf der Seite des
Perseus gestanden hatte, wurde, ohne geradezu „Provinz" zu werden,
der römischen Verwaltung unterstellt. Der epirotische Stamm der Mo¬
losser wurde vernichtet, 1000 Achäer, die mazedonischer Gesinnung
verdächtig waren, darunter der spätere Geschichtschreiber dieser Zeit,
P o l y b i u s, wurden nach Italien geführt und in verschiedenen Städten
in Haft gehalten, Rhodus verlor sein kleinasiatisches Landgebiet und
infolge der Einrichtung eines Freihafens auf Delos seine Stellung
als Handelszentrum des östlichen Mittelmeeres. Die mazedonische
Beute war so groß, daß seit jener Zeit die zu Kriegszwecken erhobene
Vermögenssteuer, das Tributum, von den Bürgern nicht wieder ein¬
gefordert wurde. Rom beherrschte von nun an als oberster Schieds¬
richter auch die östlichen Mittelmeerländer: es hatte die Erb¬
schaft Alexanders des Großen angetreten.
§ 31. Vollendung der römischen Vorherrschaft im Mittelmeergebiet.
1. Der Untergang Karthagos. Karthago war dank der Rastlosig- Der dritte Pu.
keit und kaufmännischen Geschicklichkeit seiner Bewohner in merkan-
tiler Hinsicht fast zur alten Höhe wieder aufgeblüht und erweckte da¬
durch die Eifersucht Roms in hohem Maße, so daß dort die Forde¬
rung, die Nebenbuhlerin zu vernichten, immer lauter erhoben wurde.
Wortführer dieser Kriegspartei im Senate war der alte M. Porcins
Cato*). Den Vorwand zur Kriegserklärung lieferte die Tatsache, daß
die Karthager, durch Masiuissa vou Numidieu aufs äußerste ge¬
reizt, endlich zu deu Waffen gegriffen hatten. Als alle Demütigungen
vergeblich waren, Rom vielmehr Aufgabe der Stadt und Ansiedlung
der Bevölkerung 15 km vom Meere entfernt forderte, setzten sich die
Karthager zur Wehr. Voll wilder Verzweiflung schufen sie, die alle
Waffen und Schiffe hatten ausliefern müssen, in kurzer Zeit eine neue
Kriegsrüstung und erhoben Hasdrubal zu ihrem Feldherrn. Die
römischen Angriffe schlugen fehl, bis im I. 147 P. Cornelius Sci-
pioÄmilianus,ein von dem Sohne des Scipio Afrieanns an Kindes
Statt angenommener Sohn des Siegers von Pydna (f. S. 164 Anm.),
trotz seiner jungen Jahre zum Konsul gewählt, den Oberbefehl erhielt.
Dieser schnitt der Stadt die Zufuhr ab, schloß sie ein und entriß den mit
der größten Todesverachtung kämpfenden, vom Hunger heimgesuchten
Karthagern einen Stadtteil nach dem anderen, zuletzt den auf der Burg
ragenden Tempel des „Heilgottes", in dessen Flammen Hasdrnbals
Gattin und Kind nebst den römischen Überläufern den Tod suchten;
1) Er soll alle seine öffentlichen Reden mit den Worten „ceternmcenseo
Carthaginem esse delendam“ geschlossen haben.