Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Die Völkerwanderung. 
auf den Schild, und er führte es auf siegreichem Beutezug durch die 
Balkanhalbinsel bis Athen und Sparta. Zuletzt trat ihm Arkadius 
Illyrien ab, das an der Grenze des Westreiches lag. 
Hier schaltete für Arkadius' Bruder Honörius der Vandale 
Still cho. Er suchte eine Verständigung mit Alarich, da er ihn 
und seine tapfern Krieger zur Abwehr anderer Germanen brauchte. 
Aber seine Neider schrien über Verrat; der Kaiser gab den treuen 
Reichsfeldherrn preis, und Stilicho wurde hingerichtet. 
3. Nach Stilichos Beseitigung verlangte Alarich die Stelle des 
Reichsfeldherrn oder weitere Ländereien für sein Volk. Der Kaiser 
lehnte beides ab. Nun zog Alarich an Honorius' Hauptstadt Ravenna 
vorbei vor Rom und schloß es ein. Hunger und Pest wüteten in 
der Millionenstadt. Eine Gesandtschaft, die den Röntg durch die 
große Zahl der Römer schrecken wollte, lachte er aus: „Je dichter 
das Gras, desto leichter das Mähen." So erfolgte die Übergabe. 
5000 Pfund Sold und 30000 Pfund Silber, 3000 Purpurgewänder 
und 3000 Pfund Pfeffer: das war das Lösegeld. 40000 Sklaven 
barbarischen Ursprungs erwirkte das gotische Schwert die Freiheit. 
* * Dann setzte Alarich einen Gegenkaiser ein. Als ein Statthalter 
in Afrika die Kornzufuhr sperrte und weder Kaiser noch Gegenkaiser 
die alte Hauptstadt vor Hungersnot zu schützen vermochten, eroberte 
Alarich Rom zum zweitenmal und überließ es, auch jetzt noch ma߬ 
haltend, einer dreitägigen Plünderung. Dabei schonten die frommen 
Krieger die Kirchen sowie Menschen und Kostbarkeiten, die sich darin 
□ bargett. □ 
Nun aber sollte der Zug weiter gehen: nach Sizilien oder gar 
nach Afrika, wo der König selbst das nötige Korn für Rom beschaffen 
wollte. Unterwegs ereilte ihn zu Cosenza der Tod. Im Bette des 
Busentoflusses begruben ihn seine Goten nach alter Sitte in voller 
Rüstung und mit vielen Schätzen. Niemand weiß sein Grab, das die 
Sage freundlich umsponnen hat. 
4. Jetzt führte Alarichs Schwager Ataulf die Westgoten über 
die Alpen in das entvölkerte Südgallien und gründete das erste un¬ 
abhängige Germanenreich. Tolosa (Toulouse) wurde die Hauptstadt. 
4. Attila und die Schlacht auf dem Katalaunischen Feld. 
1. Unterdessen drangen die Hunnen von ihren Weideplätzen an 
der mittlern Donau immer kecker nach Westen vor; die Römer zahlten
	        
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