Metadata: Heimatkultur in der Schule

14 Heimatkunde auf der Unterstufe. 
das Kind von Natur die Dinge beschaut, um so solidere Fundamente legt es 
seiner künftigen Intelligenz. „Das Kind ist geteilt zwischen Begehren, 
Bemerken und phantasieren. Welchem von diesen dreien sollen wir das 
Übergewicht wünschen? Dem ersten und dritten wohl nicht- denn aus Be= 
gehren und phantasieren entsteht die Herrschaft der Launen und des Wahns. 
Rber aus dem Bemerken entsteht die Kenntnis der Natur der Dinge- — 
hieraus entsteht weiter Unterwerfung gegen wohlerkannte Notwendigkeit, 
diese Unterwerfung, dieser Zwang, den Rousseau einzig billigte und 
empfahl- — entsteht noch weiter überlegtes handeln, besonnene Wahl der 
Mittel zum Zweck." (Herbart.) 
„Im phantasieren und Spielen macht das Kind den ersten Anfang zur 
Verarbeitung des aufgefaßten Stoffes. Es gibt sich dadurch Gelegenheit, 
teils noch mehr zu bemerken, teils an dem Bemerkten auch die Verhältnisse 
und Verbindungen aufzufinden. Aber sofern die Phantasie diesen verhält- 
nissen und Verbindungen nachgeht und nachgibt, sofern sie von der Natur 
des Dinges irgend eine Leitung annimmt, geht sie schon über ins Denken 
und in ästhetische Wahrnehmung, sie findet das Wahre und das Schöne. 
Bloße Phantasie, bloßes Durcheinandermengen von Reminiszenzen, das von 
den darauf entspringenden Absurditäten keine Notiz nimmt, — ist nichts 
als die rohe Äußerung der geistigen Existenz, nichts als rohes Leben. Es 
ist Stoff, dessen Quantität ganz erwünscht sein mag, dessen Güte und 
Wert aber von einer Qualität abhängt, die er noch erst bekommen soll. 
Wenn wir einem Menschen vorzugsweise Phantasie zuschreiben, und ihn 
darum rühmen, so ist das etwas Ähnliches, wie wenn wir den glücklich 
nennen, der reick ist. Man wirft den Reichtum nicht weg- — so auch soll 
man der Phantasie nicht herrisch den Flügel rupfen, nicht ihre Atmosphäre, 
die natürliche, gesunde Heiterkeit, durch unnützen Zwang und Druck ver- 
giften. Aber die Phantasie bedarf der Leitung, und die Begierden bedürfen 
eines Gegengewichtes. Beides leistet ein geschärftes Aufmerken auf die 
Dinge wie sie sind - und das heißt bei den Kindern ein geschärftes Schauen 
auf die Dinge, wie sie gesehen werden." 
Das Beobachten mit dem (Dhr ist nicht so leicht wie das mit dem Gesicht, 
da das Ghr viel mehr auf das zeitliche Nacheinander angewiesen ist. Für 
das zeitliche Nebeneinander ist dem Gehörssinn eine bestimmte Enge vor- 
geschrieben. Auch das Bemerken durch das Ghr muß kultiviert werden. 
Davon aber ist namentlich in der Gesangsmethodik zu reden. Jede Art der 
Beobachtung muß gepflegt werden. Namentlich ist auch auf das Getast 
großer Wert zu legen. Eine ganze Menge körperlicher Fähigkeiten haben 
ihr psychisches Äquivalent einzig in der Empfindung. Zahlreiche Turner 
empfinden genau, wie die einzelnen Bewegungen auszuführen sind, aber 
zu einer Vorstellung darüber ist es bei ihnen nicht gekommen. 
Jede Anschauung hinterläßt eine psychisch rohe Masse. Die Jugend, 
namentlich im vorschulpflichtigen Alter, sammelt solche Anschauungen in 
Fülle. Aber sie entbehren der Genauigkeit und Sauberkeit, oft auch der 
Vollständigkeit. Daß diese rohen Beobachtungen größtenteils falsch wären, 
kann man nicht behaupten, vielmehr leiden die meisten unter dem flüchtigen 
Charakter, aus dem sie hervorgingen. Nur ein schwankendes, fließendes 
Bild hinterlassen die flüchtigen Beobachtungen. Auch nichts einmal die ein- 
fachsten Formen haben die Kinder so aufgefaßt, daß sie sie aus dem <be-
	        
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