Full text: Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik (Teil 1 = Klasse 4)

82 VII. Nom und Karthago. 
In die Provinzen sandten die Römer anfänglich Prätoren und 
Quästoren, später aber Prokonsuln (d. H. Stellvertreter der Konsuln) 
als Statthalter. Schließlich wurde es Sitte, daß die nach Schluß 
des Amtsjahres abtretenden Konsuln die Verwaltung erledigter Pro¬ 
vinzen unter sich verlosten. Die einheimische Bevölkerung verlor 
das Waffenrecht; römische Besatzungen hatten für Schutz und Sicher¬ 
heit zu sorgen. Mannigfaltig waren die Einkünfte, die aus den 
Provinzen in die Staatskasse flössen: Einnahmen von Staatsgütern, 
Grund- und Kopfsteuern, Weidegeld, Lasen- und Straßenzölle, Ge¬ 
treide, Erträge von Bergwerken, so daß die finanzielle Lage des 
römischen Staates sich nunmehr außerordentlich günstig gestaltete. 
2. Der Zweite punische Krieg. (218—201). 
Bald erholte sich Karthago von seiner Niederlage wieder und rüstete 
M neuen Kämpfen. Die Seele des erneuten Angriffs auf die römische 
Macht wurde Lannibal. Sein Vater Lamilkar, der den Römern 
als punischer Feldherr im letzten Teile des ersten Krieges viel zu schaffen 
gemacht hatte, nahm den Knaben mit auf den spanischen Kriegs¬ 
schauplatz, wo er den Karthagern für den Verlust des wertvollen 
Siziliens einen ebenbürtigen Ersatz zu erobern trachtete. In einer 
Reihe von Feldzügen wurde das silberreiche Land unterworfen und 
aus Söldnern und Eingeborenen ein schlagfertiges Leer geschaffen. 
Mit dieser Macht den römischen Nebenbuhler zurückzudrängen, war 
sein letzter und höchster Plan. Voll glühenden Römerhasses, den er 
schon als Knabe dem Vater geschworen, unternahm später Lannibal 
die Führung des Leeres. Zu ihm hatten die Soldaten das größte 
Vertrauen und zeigten unter ihm den entschlossensten Wagemut. In 
Gefahren paarte er die höchste Kühnheit mit der höchsten Besonnen¬ 
heit Keine Strapaze konnte ihn ermüden. Er war gleich abgehärtet 
gegen Litze wie gegen Kälte, war mäßig in Speise und Trank und 
des Schlafes nur wenig bedürftig. Auch pflegte er der Ruhe nicht 
auf weichen Polstern oder in der Stille, vielmehr ruhte er am liebsten 
zwischen Wachen und Vorposten auf bloßer Erde, bedeckt mit einem 
Soldatenmantel. Nichts unterschied ihn von dem gemeinen Soldaten 
als seine blitzenden Waffen und sein mutiges Streitroß. Im Laufen, 
Reiten und Fechten der tüchtigste, der vorderste beim Angriff, des 
Leeres Abgott, so ungefähr schildert ihn Livius im 21. Buche seiner 
Geschichte der Stadt Rom „ab urbe condita“. 
Nach einem zwischen Rom und Karthago vereinbarten Ver¬ 
trage sollte der Ebro die Grenze sein zwischen den beiderseitigen 
„Interessensphären". Diesen Vertrag hatten die Römer verletzt, in-
	        
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