Full text: Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte

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land lieferte. Selbst in den nördlichen Kolonien befand sich das Ge¬ 
werbe noch in den Kinderschuhen, weil das Mutterland dessen Entwick¬ 
lung nach Kräften gehindert hatte und noch hinderte, ja geradezn verbot. 
2. Die Befreiung der nordamerikanischen Kolonien oder die Grün¬ 
dung der Vereinigten Staaten von Nordamerika. 
Die Franzosen und Spanier hinderten die weitere Ausdehnung 
der britischen Schutzgebiete in Nordamerika. Namentlich Frankreich 
war im 17. Jahrhundert ungemein rührig, um sich in den Besitz 
Kanadas und des gesamten Mississippilandes zn setzen. Es suchte das 
englische Kolonialland westlich von den Alleghany-Bergen vollständig 
zn umklammern. Während die Spanier die Indianer erdrückten, die 
Engländer sie mißachteten oder ausrotteten, suchten und wußten die 
Franzosen sie für sich zu gewinnen. Aber ihre Priester und Jesuiten 
erblickten in deren Bekehrung zum Katholikentum auch die allerwichtigste 
und erste Aufgabe, und dies erschwerte den Soldaten und Händlern 
die Sicherung und Ausbeutung des Landes. Das in Angriff ge¬ 
nommene Gebiet war zu groß, und es mußte dafür an der erforder¬ 
lichen Zahl von Siedlern fehlen, zumal Frankreich mehr auf katholische 
Rechtgläubigkeit als auf wirtschaftliche, bürgerliche Tüchtigkeit sah. Doch 
handelte es sich um 1700 wirklich und ernst um die Frage, ob der 
Hauptteil von Nordamerika französisch oder englisch werden sollte. 
Hätten die französischen Staatsmänner den Hugenotten erlaubt, sich 
auf ihren ausdrücklichen Wunsch in Kanada niederznlaffen, fo wäre 
wenigstens dort ein starkes französisches Bauerntum und Bürgertum 
entstanden und damit eine feste Säule der französischen Herrschaft. 
Schon seit 1613 stritten England und Frankreich mit den Waffen 
um den Besitz Nordamerikas. Frankreich befestigte seine militärische 
Stellung dort immer mehr und legte Festungsvorwerke, Handels- und 
Missionsplätze an. Eine Kette befestigter Stationen verband Quebek 
mit dem Mississippi. Im Ohio stießen beide koloniale Nebenbuhler 
zusammen, denn die Franzosen drangen flußaufwärts, die Engländer 
seit 1748 flußabwärts vor. Die englische Ohiokompanie war dazu 
gegründet, britische Anstellungen jenseits der Alleghanies ins Leben 
zu rufen. 
1753 war der kriegerische Zusammenstoß der Franzosen und Eng¬ 
länder unvermeidlich; denn die gallischen Kolonialtruppen schoben sich 
immer weiter vor und Georg Washington mußte im Namen der briti¬ 
schen Regierung die Franzosen zur Räumung des Ohiogebietes auf¬ 
fordern. Im nächsten Jahre eröffnete er auch mit virginifchen Hinter¬ 
wäldlern den Kamps gegen die Franzosen und Indianer. Schon 1643 
hatten sich die vier neuenglischen Kolonien Massachusetts, Konnektikut, 
Neuhawen und Neuplymouth zu einem Bündnis zur Abwehr gegen 
Franzosen, Niederländer und Indianer vereinigt. Die Niederländer 
und die Schweden (1638—1655 am Delaware das Fort Christina)
	        
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