— 153 —
land lieferte. Selbst in den nördlichen Kolonien befand sich das Ge¬
werbe noch in den Kinderschuhen, weil das Mutterland dessen Entwick¬
lung nach Kräften gehindert hatte und noch hinderte, ja geradezn verbot.
2. Die Befreiung der nordamerikanischen Kolonien oder die Grün¬
dung der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Die Franzosen und Spanier hinderten die weitere Ausdehnung
der britischen Schutzgebiete in Nordamerika. Namentlich Frankreich
war im 17. Jahrhundert ungemein rührig, um sich in den Besitz
Kanadas und des gesamten Mississippilandes zn setzen. Es suchte das
englische Kolonialland westlich von den Alleghany-Bergen vollständig
zn umklammern. Während die Spanier die Indianer erdrückten, die
Engländer sie mißachteten oder ausrotteten, suchten und wußten die
Franzosen sie für sich zu gewinnen. Aber ihre Priester und Jesuiten
erblickten in deren Bekehrung zum Katholikentum auch die allerwichtigste
und erste Aufgabe, und dies erschwerte den Soldaten und Händlern
die Sicherung und Ausbeutung des Landes. Das in Angriff ge¬
nommene Gebiet war zu groß, und es mußte dafür an der erforder¬
lichen Zahl von Siedlern fehlen, zumal Frankreich mehr auf katholische
Rechtgläubigkeit als auf wirtschaftliche, bürgerliche Tüchtigkeit sah. Doch
handelte es sich um 1700 wirklich und ernst um die Frage, ob der
Hauptteil von Nordamerika französisch oder englisch werden sollte.
Hätten die französischen Staatsmänner den Hugenotten erlaubt, sich
auf ihren ausdrücklichen Wunsch in Kanada niederznlaffen, fo wäre
wenigstens dort ein starkes französisches Bauerntum und Bürgertum
entstanden und damit eine feste Säule der französischen Herrschaft.
Schon seit 1613 stritten England und Frankreich mit den Waffen
um den Besitz Nordamerikas. Frankreich befestigte seine militärische
Stellung dort immer mehr und legte Festungsvorwerke, Handels- und
Missionsplätze an. Eine Kette befestigter Stationen verband Quebek
mit dem Mississippi. Im Ohio stießen beide koloniale Nebenbuhler
zusammen, denn die Franzosen drangen flußaufwärts, die Engländer
seit 1748 flußabwärts vor. Die englische Ohiokompanie war dazu
gegründet, britische Anstellungen jenseits der Alleghanies ins Leben
zu rufen.
1753 war der kriegerische Zusammenstoß der Franzosen und Eng¬
länder unvermeidlich; denn die gallischen Kolonialtruppen schoben sich
immer weiter vor und Georg Washington mußte im Namen der briti¬
schen Regierung die Franzosen zur Räumung des Ohiogebietes auf¬
fordern. Im nächsten Jahre eröffnete er auch mit virginifchen Hinter¬
wäldlern den Kamps gegen die Franzosen und Indianer. Schon 1643
hatten sich die vier neuenglischen Kolonien Massachusetts, Konnektikut,
Neuhawen und Neuplymouth zu einem Bündnis zur Abwehr gegen
Franzosen, Niederländer und Indianer vereinigt. Die Niederländer
und die Schweden (1638—1655 am Delaware das Fort Christina)