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voll betriebenen Kaperei zu schützen, schuf er eine stattliche Kriegs¬
flotte, die er in einem Jahrzehnte von 15 auf 196 Schiffe vermehrte,
also mehr als verzwölffachte, während sie bei seinem Tode (1683) schon
276 Fahrzeuge zählte, darunter solche mit 80 und 84 großen Geschützen.
Zu seiner Zeit blühte namentlich der Handel mit Westindien, vor
allem der mit San Domingo auf Haiti, woher der begehrte Rohr¬
zucker kam. Während alle andern Kolonien nur mit dem Mutterlande
unmittelbar in Warenaustausch treten durften, war es San Domingo
erlaubt, unmittelbar mit fremden Ländern in Verkehr zu treten. So
kam es, daß die kleine fruchtbare Kolonie eine jährliche Erzeugung
von 170 Mill. Franken anfweisen konnte.
Noch zu Kolberts Zeit (1680) setzten sich die Franzosen auch im
fruchtbaren Gebiete des Riesenstroms Mississippi fest und erweiterten
dies Gebiet zu der Kolonie Louisiana und Neuorleans. Man beab¬
sichtigte, sie durch weitere Ausbreitung mit den kanadischen Besitzungen
in Verbindung zu setzen und deswegen erklärte Ludwig die ungeheuern
Flächen am Michigansee für französisches Besitztum. So umfaßte sein
Kolonialreich gegen 4,4 Mill. qkm. 1718 trat die Mississippikom¬
panie ins Leben, die dann rasch die Vorrechte der Senegalgesellschaft,
sowie der ostindischen und chinesischen Gesellschaft erwarb und sich so
zu der „ Kompanie beider Indien" answnchs. Diese umfassende
tandelsgesellschaft hatte den ganzen auswärtigen Handel, die Lawsche
ettelbank, sowie den Geld- und Kreditverkehr mit dem Ausland in
Händen. Durch den Krach von Laws Zettelbank brach auch die über¬
seeische Handelsgesellschaft zusammen und begrub hiermit 2 Milliarden
Mark. Die Kolonie Louisiana hatte unter mancherlei Widerwärtig¬
keiten zu leiden; _ nicht nur die wilden Indianer fügten ihr viel Scha¬
den zu, auch die Spanier suchten sie zu hindern. Dennoch blühte
Nenorleans auf. Vor allem aber war Englands Neid, Argwohn und
Haß entbrannt; es fürchtete, daß die französischen Kolonialgebiete ihm
die Ausbreitung seiner nordamerikanischen Besitzungen nach Westen zu
verhindern könnten. Darum vornehmlich schloß es sich an Friedrich
den Großen an und unterstützte ihn im Siebenjährigen Kriege. Wäh¬
rend der tapfere Preußenkönig verzweifluugsvoll um Schlesien, um
seine Krone, für sein Herrscherhaus rang, hatte England nur seine
nordamerikanische Kolomalpolitik im Auge. Auf den Schlachtfeldern
von Roßbach und Schlesien erstritt der Große Friedrich dem undank¬
baren Albion Kanada. Nach anfänglichen Siegen unterlag Frankreich
auch auf dem Meere und in Kanada und mußte 1763 im Pariser
Frieden Kanada, Neuschottland, das Ohiotal, die Insel Kap Breton
und die Gebiete auf dem linken Mississippiufer an England und an
Spanien Louisiana auf dem rechten Ufer abtreten, um dies für Florida,
das die Engländer sich angeeignet hatten, zu entschädigen. So war
jetzt Frankreich vorn nordamerikanischen Festlande ausgeschlossen und