Full text: Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte

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mit Stieg, und Frankreich zog den Verzicht auf diesen Plan einem 
Kriege vor. Im nächsten Jahre verzichtete es auf Englands Drohung 
hin auch auf seine Erwerbungen an der Küste von Maskat. Doch 
erreichte Frankreich nach langen Verhandlungen, daß ihm England tue 
Vorherrschaft im Westsudan und der Westsahara bedingungslos zuge¬ 
stand. Hierdurch wurden viele gefährliche Reibungspunkte zwischen 
den beiden größten Kolonialmächten aus der Welt geschafft. Da nun 
Frankreich 1904 auch auf seine Rechte und Ansprüche in bezug auf 
Neufundland und Ägypten völlig verzichtete, so stand Frankreichs Ko¬ 
lonialreich seitdem unbestritten da. Es umfaßt gegen 11 Mill. qkm 
mit 50 Mill. Einwohnern. So schließt die zweite Periode der fran¬ 
zösischen Kolonialgeschichte mit einem ungeahnten Erfolge und es fragt 
sich nur, ob Frankreichs Volkskraft auf die Dauer hinreicht, dies ge¬ 
waltige Gebiet zu behaupten und zu besiedeln. Seine außerordentlich 
geringe Bevölkerungszunahme ist für seine Kolonialpolitik nicht günstig, 
und m Tunis und selbst in Algier zum Teil überwiegen schon heute 
die Italiener. 
IV. England als Welt- und Kolonialmacht. 
1. England als nationaler Volksstaat. 
Die Angeln und Sachsen, die 449 it. Chr. in dem südlichen Britan¬ 
nien sich festgesetzt hatten, nahmen um 600 das Christentum an und 
wurden 827 zum Königreich England vereinigt. England hatte be¬ 
sonders unter den Angriffen der heidnischen Normannen, die man dort 
Dänen nannte, viel zu leiden. Diese plünderten England und Irland 
und verbrannten die Klöster samt ihren reichen Bücherschätzen. Zwar 
wurden sie (878) geschlagen und ließen sich nnn samtihrem Führer 
taufen, aber dennoch begannen später die dänischen Raubzüge von neuem. 
Deswegen ließ der englische König die im Lande ansässigen Dänen er¬ 
morden. Doch nahm dafür der dänische König Sven furchtbare Rache, 
verjagte den grausamen König und verheerte schrecklich dessen Land. 
Svens Sohn Kanut der Große (1017—35) vereinigte sogar die Krotten 
von Dänemark, Norwegen und England. Die normannischen Wikinger 
waren damals die wagemutigsten Seefahrer. Sie entdeckten und be¬ 
siedelten Island (861), Grönland (975) und gelangten sogar um das 
Jahr 1000 nach der Küste von Labrador; hier in Winland legten sie 
auch Kolonien an. Doch gerieten um 1400 diese Entdeckungen auf 
amerikanischem Gebiete wieder in völlige Vergessenheit. 
Die französischen Normannen eroberten 1066 unter ihrem Herzog 
Wilhelm dem Eroberer England (Schlacht bei Hastings) und dieser setzte 
sich die englische Königskrone aufs Haupt. Nach seinem Tode erbte sein
	        
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