Full text: Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte

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ber Deutsche schnlb, ber bem Englänber bie fettesten Bissen vor ber 
Nase wegschnappt. Lange Jahre hinbnrch blühte ber Weizen bes bri¬ 
tischen Hanbelsneibes unb bes britischen Hasses gegen Dentschlanb unb 
bas bebeutete eine ernste Gefahr für ben Weltfrieden. 
Diese Gefahr war um so bebrohlicher, als auch ber Hanbelsneib 
burch politische Gegensätze verstärkt unb verschärft warb. Noch nie 
hat Deutschlaub, wenn wir vom siebenjährigen Kriege unb einzelnen 
Scharmützeln ber Hanse absehen, gegen Englanb Krieg geführt. In 
ben zahlreichen Kämpfen gegen Frankreich ftanben beibe meist zusammen. 
Der beutsche Degen erfocht bie Siege über bie gallische Eroberungssucht 
unb hat vor allem verhiubert, baß Frankreich ber britischen Weltherr¬ 
schaft nuüberwinbliche Hemmnisse bereitete. Ohne Deutschlaub stünbe 
Englanb nicht so ba, wie es heute basteht. Aber bie britische Politik 
verstaub es meisterhaft, bas alte beutsche Reich um bie Früchte seiner 
Siege zu bringenl). Denn es wollte ja nicht, baß bie Erbfeinbschaft 
zwischen Deutschlaub unb Frankreich enbgültig aufhörte. Sie 
sollten sich zerfleischen, bamit ber Brite ungestört bie fettesten Brocken 
ber Welt verspeisen könnte. Vor allem sollte Deutschlaub nicht bas 
Münbungsgebiet bes Rheins, bes größten beutschen Stroms, politisch 
unb hanbelstümlich beherrschen. Darum verhinberte es 1815 ben An¬ 
schluß Hollanbs ans Deutsche Reich unb ben Rückfall Elsaß-Lothrin- 
geus au basselbe. Um auch seinen Hanbel unb seine Schiffahrt nieber¬ 
halten zu können, behielt es Helgolanb, bas es ben Dänen entrissen 
hatte. Um ferner bie Einigung unb bie bamit verknüpfte Erstarkung 
Deutschland zu v er Hinbern, nahm es 1849 Partei für Dänemark unb 
machte so noch einen neuen Krieg um bie Elbherzogtümer notwenbig. 
1870 unterstützte es eifrig Frankreich unb lieferte ihm Kohlen, Waffen 
unb Kriegsbebars in gewaltigen Mengen. 
Als nun bas junge Deutsche Reich sich machtvoll regte unb auch 
Verlangen nach überseeischem Besitz kunbgab, ba trat es ihm ent¬ 
gegen, wo es nur konnte. Die Kapregierung suchte Deutfch-Sübwest- 
afrika für sich zu beanspruchen, boch wies Bismarck bereu Einwänbe, 
sowie bie Vorstellungen ber englischen Regierung als unberechtigt zurück. 
Kaum war Kamerun unter beutschen Schutz gestellt, ba erschien auch 
ein englisches Kanonenboot mit einem englischen Konsul, welcher gegen 
bie beutsche Besitznahme Einspruch erhob. Da Frankreich bamals in 
gleicher Weise unter ber mißgünstigen unb feinbfeligen Haltung Eng- 
lanbs litt, schloß es sich unter Ferry an Bismarck an und trat gemein¬ 
sam ben britischen Anmaßungen gegenüber. Jnfolgebessen warb 1884 
1) Dabei scheute das „perfide Albion" auch keine Tücke. Nachdem es im sieben¬ 
jährigen Kriege seine koloniale Beute in Sicherheit gebracht hatte, forderte es Öster¬ 
reich und Sachsen auf, von Preußen Schlesien und andere Gebiete loszureißen. So 
handelte es an seinem Bundesgenossen, dem es so viel Dank schuldete. Friedrichs 
Zorn gegen das treulose Albion war also durchaus berechtigt. 
Franke, Geschichte der Weltmächte. fi
	        
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