Der deutsch-französische Krieg.
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Wilhelmshöhe bei Cassel gebracht: nach beendigtem Kriege wurde er
entlassen; er ging nach England, wo er im Januar 1873 starb. Am
4. September brach in Paris die Revolution ctjis, welche Frankreich
wieder in eine Republik (die dritte) verwandelte; die Kaiserin
Eugenik floh (mit ihrem Sohne Napoleon IV.) nach England. Das
zweite Kaiserreich war zu Ende (drei Jahre nach der höchsten Glanz¬
entsaltung).
Die Belagerung von Paris durch die Deutschen begann im
September 1870. Der König von Preußen nahm vom 5. October
ab sein Hauptquartier in Versailles. Vergebens bot Frankreich alle
seine Kräfte auf, um neue Armeen ans dem Boden zu stampfen
und Paris zu entsetzen. Vergebens kam den Franzosen Garibaldi
zn Hilfe: — in allen Gefechten und Schlachten blieben die Deutschen
Sieger, und Paris mußte sich Ende Januar 1871 ergeben. Noch
während der Belagerung, am 18. Januar 1871, erfolgte im ehe¬
maligen französischen Königsschlosse zu Versailles die feierliche Pro-
clamation des wiedererstandenen Deutschen Reiches: König Wilhelm I.
von Preußen ward als deutscher „Kaiser" begrüßt. Im Mai 1871
kam zn Frankfurt a. M. der Friede zwischen Frankreich und Deutsch¬
land zu Stande: Frankreich trat fast das ganze Elsaß und einen Theil
von Lothringen (Metz u. A.) an Deutschland ab unb zahlt 5 Mil¬
liarden Francs als Kriegskostenentschädigung.
In Frankreich trat eine Nationalversammlung im Februar 1871
Zu Bordeaux zusammen und wählte Thiers zum Präsidenten der
französischen Republik. In Paris aber schlug (von Marz bis Mai
1871) die s. g. Commune ihre schreckliche und zerstörende Revolutions¬
herrschaft auf und das französische Heer, der Rest des früheren, mußte
Paris erobern, wo die Tuilerien und andere öffentliche Gebäude durch
Petroleum von ganz verwilderten und entsittlichten Menschen in Brand
gesteckt wurden. —
In Italien hatte der Papst in Rom im December 1869 das (Vati¬
kanische) Concil, die 20. allgemeine Kirchenversammlung, eröffnet; diese
mußte aber vertagt werden, da die französischen Truppen in Folge des
Krieges ans Rom nach Frankreich zurückgezogen werden mußten Im
September 1871 rückten die königlich italienischen Truppen in Rom
— welches Garibaldi i. I. 1867 schon wieder hatte nehmen wollen —
ein und der Rest des Kirchenstaates ward nun auch dem Königreich
Italien einverleibt.