Object: Der erste Geschichtsunterricht

Kurfürst Georg Wilhelm erlebte das Ende des Krieges nicht. Sein 
Nachfolger war Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, welcher den Grund 
zu Preußens Größe und Macht legte. 
3. Ariedrich Wikhetm, der Große Kurfürst (1640—1688). 
Dieser legte den Grund zu Preußens Macht und Ansehen; er faßte 
die einzelnen, weit auseinanderliegenden Landesteile als ein Ganzes zu¬ 
sammen und kann somit der eigentliche Schöpfer des preußischen Staates 
genannt werden. 
a) Seine Jugend fällt in die traurige Zeit des dreißigjährigen 
Krieges, dessen Elend der Prinz vollauf kennen lernte. Als er heran¬ 
gewachsen war, machte er nach der Sitte jener Zeit eine Reise ins 
Ausland. Das Ziel derselben war Holland, wo damals Ackerbau, 
Gewerbe und Handel in hoher Blüte standen. Der Prinz sah hier, 
was auch ein kleines Volk durch Fleiß und Ausdauer erlangen kann, 
und traf später in Brandenburg viele wohlthätige Einrichtungen, die er 
in Holland kennen gelernt hatte. Als man aber versuchte, ihn dort M 
Ausschweifungen zu verführen, verließ er plötzlich seinen Wohnort, indem 
er sprach: „Ich bin das meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande 
schuldig." Er begab sich in das Feldlager des Prinzen von Dräniert. 
Als dieser den Grund der plötzlichen Entfernung erfuhr, sprach er: „Eine 
solche Flucht ist heldenmütiger, als wertn ich eine Festnng erobere. Vetter, 
Ihr habt das gethan, Ihr werdet mehr thun. Wer sich selbst besiegen 
kann, der ist zu großen Unternehmungen fähig." 
b) Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). Als der Große Kur¬ 
fürst zur Regierung kam, wütete noch der dreißigjährige Krieg. 
Brandenburg litt in diesem Kriege entsetzlich, weil das Land zu 
schwach war, sich der Feinde zu erwehren. Der Kurfürst suchte nun 
zunächst Herr im eigenen Lande zu werden. Er ließ die Soldaten auf 
des Kurfürsten Namen vereidigen, warb einige Regimenter an und gab 
ihnen bessere Waffen und gleichmäßige Kleidung. Die Soldaten wurden 
nicht mehr bei Beendigung eines Krieges entlassen, wie das srüher ge¬ 
schehen war. So entstand das erste stehende Heer in Brandenburg, 
das unter der Regierung des Großen Kurfürsten bedeutend vergrößert 
wurde. 
c) Im Jahre 1648 kam endlich der westfälische Frieden zu stände, 
durch welchen dem unheilvollen dreißigjährigen Kriege ein Ende gemacht 
wurde. Der Kurfürst erhielt in dem Frieden Hinterpommern (das Land 
rechts von der Oder und Swine), während die Schweden das weit 
wichtigere Vorpommern behielten. Zur Entschädigung dafür fielen die 
Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin an Branh^nburg. 
d) Durch diese Erwerbung wurde Brandenburg um etwa 4MT§Iadrat- 
meilen vergrößert; aber überall sah man die traurigen Folgen des dreißig¬ 
jährigen Krieges. Wie in ganz Deutschland, so war auch in Branden¬ 
burg die Zahl der Bewohner auf die Hälfte herabgesunken, und sie waren 
gänzlich verarmt. Die Bauern hatten keine Pferde' und kein Vieh, den 
Acker zu bestellen, und oftmals spannten sie sich selbst vor den Pflug. 
In den Städten lagen viele Häuser in Trümmern; die Bewohner hatten 
Handwerk, Kunst und Wissenschaft vergessen. Durch die Greuel des
	        
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