28 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1640—1688.
ihm die vertragsmäßigen Hilfsgelder nicht gezahlt hatte, und Gründung einer
brandenbnrgischen Kolonie in Oberguinea 1681 (Fort Friedrichsburg durch Major
Otto v. d. Groben). *)
Die Schwäche des deutschen Reichs zeigte der Raub Straßburgs durch
Ludwig XIV. (Bischof Egon von Fürstenberg) 1681 und die Belagerung Wiens
durch 230000 Türken unter Kara Mustapha 1683. Diese waren durch Emmerich
Tököly nach Ungarn gerufen worden, weil Kaiser Leopold (1670) wegen einer
Adelsverschwörung die alte ungarische Verfassung aufgehoben hatte, und wurden
von Paris aus durch die Pläne der Wiener Befestigungen unterstützt. Aber die
tapfere Verteidigung Rüdigers von Stahremberg und die Entsetzung durch den
Polenkönig Johann Sobiesky und das Reichsheer unter Karl von Lothringen
rettete Wien. Auch Friedrich Wilhelm schickte 1200 Brandenburger dahin.
Dennoch gab ihm Östreich die schlesischen Herzogtümer nicht heraus, und als
er 1686 weitere 8000 M. gegen die
Türken zu Hilfe schickte, erhielt er nur
den kleinen Kreis Schwiebns als böh¬
misches Lehen (denn er gehörte zum
Fürstentum Glogau) und den Anspruch
auf Ostfriesland für Schlesien, während
Ostreich heimlich mit dem Kurprinzen
Friedrich um Rückgabe dieses Ländchens
verhandelte. Friedrich, mit seiner Stief¬
mutter (sehr ökonomisch) verfallen, ver¬
schuldet, einmal sogar flüchtig, weil
er sich vergiftet glaubte, gab den
Ostreichen! ein Schriftstück, daß er
nach seines Vaters Tode Schwiebus
gegen 100,000 Thlr. wieder heraus¬
geben wollte.
Am Ende seines Lebens zog Friedrich Wilhelm viele der seit 1685 (Auf¬
hebung des Edikts von Nantes von 1598) aus Frankreich vertriebenen Pro¬
testanten zur Förderung der Industrie in die Mark.
29. April 688 starb der große Kurfürst („Messieurs, der hat viel gethan",
Fr. d. Gr. 1750). Er hinterließ seinem Sohne einen wohlgeordneten Staat
und 30,000 M. Soldaten.
*) Von König Friedrich Wilhelm I. 1718 für 7200 Dukaten an Holland verkauft.