Full text: Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit (Bd. 1)

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wahre Blut unsers Herrn Jesu Christi." Darauf erfolgte die Aus¬ 
teilung des heiligen Abendmahles. Er trank aus dem Kelche und reichte 
den Umstehenden das Brot. Unter Gesängen und Gebeten schloß die 
Feier. 
Als sie darnach über Tische saßen, hob der Sohn cm, mit dem 
Vater kindlich zu reden, wollte dem Vater unrecht und sich recht geben 
und sprach: „Lieber Vater, warum habt ihr euch so hart dawider gesetzt 
und wäret also zornig, daß ihr mich nicht gerne wolltet einen Mönch 
werden lassen und vielleicht noch jetzo nicht allzugerne seht; ist's doch ein 
fein geruhsam göttlich Leben." Da hob der Vater an vor allen Dok¬ 
toren, Magistern und anderen Herren: „Ihr Gelehrten, habt ihr nicht 
gelesen in der Schrift, daß man Vater und Mutter ehren soll? Diesem 
Gebote zuwider habt ihr euch und eure liebe Mutter in unserm Alter 
verlassen, da wir erst einen Trost und Hilfe von euch hätten haben 
sollen, weil ich soviel Kosten auf eure Studien verwendet habe, und ihr 
seid wider unsern Willen ins Kloster gegangen." Da mit: der Sohn 
sagte, daß er mit erschrecklicher Erscheinung vom Himmel geruseu worden 
sei, und da andere auch drein redeten, antwortete der Vater: „Gott 
gebe, daß es nicht ein Betrug und teuflisch Gespenst sei." So hatte 
er wohl seinen Willen dazu gegeben, aber ungern, denn er war dem 
Klosterleben abhold. Auch gab er zu verstehen: „Ich muß allhier sein, 
essen und trinken, wollte aber lieber davon sein." 
Besprechung: Welches sind die Gebräuche bei der 
Priesterweihe? 
1. Die Handauflcgung, welche die Darbringung der Segenswünsche aus¬ 
drücken soll, 
2. die Einkleidung, welche die Aufnahme in den Priesterstand bezeichnet, 
3. die Ölung, welche die Mitteilung des göttlichen Geistes bedeutet, 
4. die Kelchüberreichung, welche das Recht zur Ausübung kirchlicher 
Handlungen verleiht. 
5. der Weihespruch, durch welchen die Vollmacht zur Sündenvergebung 
erteilt wird. 
Welche vier Hauptteile hat die Messe? 
1. Eingangsgeoete. 
2. Zurüstung des Brotes und Weines. 
3. Weihe und Verwandlung der Elemente. 
4. Austeilung des heiligen Abendmahles ohne Spendung des Weines. 
Welches war wohl Luthers größte Freude? 
Sein Vater wohnte mit vielen Verwandten der Feier bei. Er 
hielt zwar vor allen vornehmen Herren dem Sohne seinen Ungehorsam 
vor, erinnerte ihn auch an die schweren Opfer, die seine Ausbildung 
gekostet, und an die auf ihn gesetzten Hoffnungen, die ihm nun vereitelt 
erschienen, aber er nannte ihn nicht mehr „Du", sondern redete ihn 
wieder mit „Ihr" an .und schenkte ihm auch 20 Gulden. So gab er 
doch noch nachträglich seine Einwilligung zu dem Schritte des Sohnes 
und söhnte sich mit ihm aus.
	        
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