Full text: Das Altertum (Teil 1)

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Marathon. Beide waren mehr aristokratisch gesinnt und daher nicht 
geneigt, den größten Teil der Bevölkerung Athens zu Schiffern und 
Kaufleuten zu machen. Aber nach der Schlacht bei Platää stieg der 
Einfluß des Themistokles wieder. Die Veranlassung dazu war der 
Mauerbau. Die Athener nahmen seinen Antrag, den Hasen Piräus 
weiter auszubauen und die Hasenstadt mit einer Mauer zu umgeben, 
gern an, denn ihre Machtstellung als das Haupt eines großen Staaten¬ 
bundes erforderte dies. Aber sie gingen aus seinen Rat noch weiter, 
und in dieser Beziehung stimmte Aristides mit Themistoklos überein. 
Auch die Altstadt Athen sollte mit einer Mauer umgeben und 
die Straße nach dem Hasen mit einer hohen Doppelmauer eingefaßt 
werden. So hoffte man jedem künftigen Angriffe der Perser wider¬ 
stehen zu können. Allein die Spartaner wollten dies nicht leiden. Sie 
hatten den Athenern die Vorherrschaft (Hegemonie) zur See nur des¬ 
wegen zugestanden, um desto freiere Hand auf dem Lande zu haben. 
Der Peloponnes sollte die feste Burg Griechenlands werden und ganz 
Mittelgriechenland von ihnen abhängig fein. Hatte Athen eine Mauer, 
so war es von den Spartanern auch zu Lande unabhängig und die 
Hauptstadt von ganz Mittelgriechenland. In dieser Verlegenheit half 
Themistokles durch List. Er ermahnte die Athener, daß sie Tag und Nacht 
unablässig an der Mauer bauen möchten, während er selbst nach Sparta 
ginge und unter dem Vorwande, daß er noch andere Abgesandte aus Athen 
erwarte, die Verhandlungen hinzöge, bis die Mauer fertig wäre. Wenn 
der Mauerbau so weit vorgeschritten sei, daß er nicht mehr gestört 
werden könne, sollten sie ihm einige angesehene Bürger nachsenden, die 
ihn davon benachrichtigten. So geschah es. Themistokles suchte die 
spartanischen Behörden so lange als möglich hinzuhalten, indem er vor¬ 
gab, daß er die übrigen Gesandten erwarte. Als ihm die Spartaner 
nicht mehr glaubten, forderte er sie aus, selbst einige angesehene Männer 
nach Athen zu schicken, damit diese sich über den Stand der Dinge 
unterrichteten. Zugleich aber ließ er den Athenern sagen, daß sie die 
spartanischen Gesandten nicht eher zurückkehren lassen sollten, bis er 
und die anderen Athener glücklich heimgekehrt wären. Bald daraus 
kamen einige seiner Mitbürger in Sparta an und berichteten, daß die 
Mauer die erforderliche Höhe erreicht habe. Nun machte Themistokles 
den spartanischen Behörden gegenüber aus der Sache kein Geheimnis mehr, 
teilte ihnen alles mit und gab ihnen zu verstehen, daß sie sich mit dem Ge¬ 
schehenen aussöhnen und ihn und seine Mitgesandten ungehindert heim¬ 
ziehen lassen möchten, anderenfalls würden sie die nach Athen gesandten 
Bürger nicht wiedersehen. Die Spartaner machten gute Miene zum 
bösen Spiel, grollten aber seitdem den Athenern und besonders dem
	        
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