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ist in der That ein gewaltiges Ereignis, denn dnrch sie erlitt die Be¬
deutung der europäischen Länder eine große Veränderung. Der Land¬
weg nach Indien verödete, viele Städte, am meisten Konstantinopel und
Venedig, sanken rasch von ihrer Höhe herab, die Handelsplätze und die
Staaten am Atlantischen Ocean traten von nun an in den Vordergrund
und gewannen bald einen mächtigen Einfluß auf die europäische Politik.
Zunächst wollte Portugal die neu eröffnete Straße ausnützen. Im
Jahre 1500 ging Cabral mit einer stattlichen Flotte unter Segel, um
Handelsverbindungen mit indischen Fürsten anzuknüpfen, durch den
herrschenden Paffatwind wurde er nach Westen verschlagen und ent¬
deckte Brasilien. So wurden die Portugiesen Mitbesitzer von Süd¬
amerika, und es hätte zuletzt zu einem Zusammenstoß mit den Spaniern
kommen können, aber auf das Ansuchen der spanischen Majestäten,
Ferdinand und Jsabella, hatte Papst Alexander VI. schon 1494 die
Erde durch eine Linie vom Nordpol zum Südpol, 370 spanische
Meilen im Westen der capverdischen Inseln in eine portugiesische (öst¬
liche) und spanische (westliche) geteilt. Eine wirklich praktische Bedeu¬
tung hat freilich dieser Schiedsspruch nicht gehabt, die Verhältnisse
ordneten sich auf einfachere Weife.
Cabral gelangte trotz dieser Abschweifung doch noch nach Indien
und begründete dort die portugiesische Herrschaft durch Verträge mit
den Fürsten. Vasco de Gama hat leider auch seinen Ruhm durch
Grausamkeit befleckt. Auf einer zweiten Reife nach Calicut wütete er
rachbegierig gegen alle Mauren, deren er habhaft werden konnte. Ein
maurisches Schiff, das er kaperte, ließ er in Brand stecken und über¬
lieferte die darauf befindlichen Menschen, 260 Männer und 50 Weiber,
einem qualvollen Tode. Er ist als Vicekönig von Indien fern von
der Heimat in dem Lande, dem er feine weltgeschichtliche Berühmtheit
verdankte, 1525 gestorben. Die Befestigung der portugiesischen Macht
in Indien war nicht so leicht. Es galt, die Araber zu verdrängen,
die den Alleinhandel in diesen Gegenden als ihr Eigentum betrachteten
und alle wichtigen Punkte in ihrem Besitz hatten. Im Kampfe mit
diesen verschlagenen Handelsfürsten und den mit ihnen verbündeten
Indiern haben sich zwei Feldherren ausgezeichnet, deren Heldenthaten
denen der Griechen und Römer nicht nachstehen: Alme'ida und Al-
buquerque. Gras Francisco Alme'ida hat in den Jahren 1505—1508
die ganze Ostküste Afrikas dem Scepter von Portugal unterworfen,
Qniloa und Mombaza erorbert, an der goldreichen Küste Sofala (viel¬
leicht das biblische Ophir) eine Faktorei gegründet und durch Besiegung
der maurischen Flotte die ganze Westküste Indiens (Malabar) seinem
Volke dienstbar gemacht. Als sein Sohn nach zweimaligem Siege über