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nachgab, wußte recht wohl, was er auf diese Weise erreichen könnte,
ohne das protestantische Bekenntnis aufgeben zu müssen. Auch den
bayrischen Herzog bewog Karl zu Geld- und Truppenlieferungen, in¬
dem er ihm die Kurwürde der Rheinpfalz als Preis vorhielt.
Die Häupter des schmalkaldischeu Bundes, der sächsische Kurfürst
Johann Friedrich, genannt der Großmütige, und Landgraf Philipp von
Hessen, betrieben, sobald sie Gewißheit hatten, was im Werke sei, die
Rüstungen des Bundes mit großem Eifer. 24000 Mann zu Fuß und
5000 zu Pferde standen kriegsbereit da, ehe der Kaiser seine Heere
herangezogen hatte, und die süddeutschen protestantischen Städte und
Länder fügten noch 12000 Mann unter dem Befehle des tapferen
Landsknechtsführers Schärtlin von Burtenbach hinzu.
Ja, wenn diese Macht unter der Leitung eines thatkräftigen,
rücksichtslos auf das Ziel losgehenden Buudesoberhauptes, vielleicht
des Landgrafen Philipp gestanden hätte! Aber diesem war der allzu¬
bedächtige, fast schwerfällige Kurfürst Johann Friedrich beigegeben, der
vor lauter Bedenken zu keinem raschen Entschlüsse kam. Der Kaiser
stand in Regensburg, von hier aus erließ er eine feierliche Acht¬
erklärung gegen die Häupter des schmalkaldischeu Bundes. Aber sein
Heer kam an Zahl kaum dem vierten Teile der Evangelischen gleich.
Schärtlin wurde beauftragt, die in der Bildung begriffenen Teile der
feindlichen Armee in ihren Sammelplätzen, z. B, in Füffeu zu über¬
fallen, den heranziehenden italienischen Truppen durch Besetzung der
Ehrenberger Klause den Weg zu verlegen und, wenn möglich, das
Konzil zu Trient zu überfallen. Aus alle dem wurde nichts, er mußte
auf Verlangen des Kriegsrates wieder umkehren, um die freie Stadt
Augsburg zu schützen und die sächsisch-hessischen Truppen zu erwarten.
Ungehindert konnte der Kaiser dem päpstlichen Hilfsheer entgegengehen
und seine Macht so verstärken, daß sie der schmalkaldischeu fast gleich¬
kam, ja sie sogar, als auch noch die Niederländer zu ihm gestoßen waren,
bedeutend überstieg. Nun erst begann der Krieg, aber Karl wich einer
Schlacht aus. Vergebens beschossen die Schmalkaldner sein Lager bei
Ingolstadt zwei Tage lang; zu einem Sturme auf dasselbe konnten
sie sich trotz Schärtlins Drängen nicht entschließen. Dann folgten sie
ihm bis vor Nördlingen, wo er abermals ein Lager befestigte. Trotz
dieser zögernden Kriegführung war immer noch viel Hoffnung für die
Verbündeten vorhanden, denn der Winter trat ein, Krankheiten
brachen im kaiserlichen Heere aus, besonders die Italiener litten sehr
von der Kälte.
Da fiel Moritz in das Kurfürstentum Sachsen ein unb eroberte
es bis auf Wittenberg unb Gotha. Dieser rasche Zug hatte bie er-