Full text: Die neueste Zeit (Teil 4)

70 Ortskunde- 
doppelter Graben mit Zugbrücke — die Reste sind noch heute, wenigstens ans der 
Nordseite, zu erkennen — deckte das Schloß, das auf einem großen freien Platz mit 
Hof, Nebengebäuden und Garten lag. Ein späterer Besitzer, Heinrich Jnlius, baute 
das unter dem Kardinal Albrecht angefangene Schloß in den Jahren 1586—1594 
weiter aus; 3 Flügel fügte er dem Baue noch hinzu. An den 4 Ecken standen 4 
steinerne Türme mit Wendeltreppen. Die Schloßkapelle lag nach Norden. Die 
Kapelle, die „schöne Kirche" genannt, war nicht groß, aber mit Stuck, Reliefs und 
Ölgemälden reich geschmückt; über dem Altar war die Schöpfung dargestellt; an der 
Decke liefen nach der Orgel zu auf der einen Seite Bilder aus dem Alten, auf der 
andern aus dem Neuen Testament. Kanzel und Altar waren aus Marmor. Im 
dreißigjährigen Kriege hatte Gröningen viel zu leideu. Am 11. Februar 1632 nahm der 
General Bauer Gröningen sür die Krone Schweden in Besitz; dann kamen wieder 
die Kaiserlichen. 1639—40 hatte Schloß und Stadt der schwedische General Wränget 
inne; 1641 war wieder Leopold Wilhelm im Besitze der Stadt. 
Aber am 3. März 1649 nahm der Große Kurfürst persönlich Besitz von der 
Stadt und ließ sich am 15. Dezember feierlich daselbst huldigen. Auch nachher ist 
er wiederholt in Gröningen gewesen, so am 14. Juni 1668. 1698 kam der russische 
Zar Peter der Große auf seiner Reise nach Holland durch Gröningen und blieb 
hier eine Nacht. 
Gröningen hat noch einen Teil seiner Stadtmauer. Die 5 Thore, das Halber- 
städter, Sudendorfer, Thie-, Magdeburger und Wasserthor, hatten alle Türme, aber 
nur ein Turm an der Bode ist erhalten. Die nördliche Vorstadt, der sogenannte 
Prälatenberg, ist zu Anfang des vorigen Jahrhunderts angelegt. Das Rathaus, 
nahe am Halberstädter Thor, ist 1574—1585 erbaut; seine jetzige Gestalt rührt von 
einem Umbau in den Jahren 1784—85 her. 
Zum Schluß soll uoch das weltberühmte große Faß, das seiner Zeit in zahl- 
losen Gedichten gefeiert worden ist, erwähnt werden. Meister Michael Werner aus 
Landau verfertigte es aus 93 Eichenstäben, je 30 Fuß lang und bis 8 Zoll dick; 161 
Fuder Wein waren zur Füllung nötig. Jetzt wird das Faß in einem Keller der 
„Spiegeischen Berge" bei Halberstadt aufbewahrt. 
4. Schwanebeck, 3291 Einwohner. 
Schwanebeck liegt am Ostabhange des Hny-Waldes und am Limbach. 
An Fabrikanlagen hat Schwanebeck nur eine Zuckerfabrik. Durch die Stadt 
geht der Stephausquell oder Krüppelteichsbach, welcher im Nordwesten aus 
dem Krüppel- oder Stephansteich fließt; südlich vom alten Schlosse fließend, 
vereinigt er sich mit dem Annabach und trennt Schwanebeck und das Dorf 
Büblingen. Der Annabach hat seine Quelle nördlich vom alten Schlosse 
und speiste ursprünglich dessen Gräben. Der Limbach, in den beide Bäche 
nach ihrer Verewigung münden, geht an Schwanebeck südlich vorbei und 
fließt bei Crottdorf in die Bode. 
Die ersten Namen von Schwanebeck sind Svanebike, Svanebeke. 
Das alte Schloß, nach dem sich die Edlen von Schwanebeck seit dem 12. Jahr- 
hundert nannten, lag im Norden der heutigen Stadt und hatte einen erheblichen 
Umfang. Reste vom Schloßgraben sind noch zu erkeuueu, auch der Unterbau von 
einigen Türmen ist noch ersichtlich. Die Edlen von Schwanebeck, die das Schloß 
zuerst inne hatten, gaben es zu Anfang des 13. Jahrhunderts auf. Nach den Edlen von 
Schwanebeck haben das Schloß und den Ort die Grafen von Regenstein gehabt. 
1307 kaufte es Bischof Albrecht für 1200 Mark, welcher es aber uur bis 1314 be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.