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schüchtert war, so ging der Antrag durch. Marat zeigte sich bei der
endgültigen Abfassung der Ächtungsliste besonders geschäftig, er strich
willkürlich Namen aus und setzte andere dafür, die hervorragendsten
Führer der Gironde, Vergniaud, Brissot, Petion, Lanjuinais, befanden
sich unter den Ansgestoßenen. Roland hatte sich schon vorher der Haft
durch die Flucht entzogen, aber seine mutige Gemahlin blieb in ihrer
Wohnung zurück. Ein Jahr später endeten die meisten Girondisten
unter dem Beil der Guillotine. Diejenigen, welche unterdes aus Paris
entflohen waren, irrten in den Provinzen umher und verfielen zuletzt
doch noch demselben Schicksale. Auch Frau Rolaud bestieg mutig das
Blutgerüst. Als sie die Statue der Freiheit neben dem Schaffet er¬
blickte, rief sie aus: „O Freiheit, welche Verbrechen begeht man in
deinem Namen!" Ihr Mann, der in der Umgegend von Ronen weilte,
nahm sich selbst das Leben, als er die Nachricht von ihrem Tode
erhielt. Die Gironde hatte durch Unentschiedenheit und Unklarheit
ihren Untergang verschuldet, aber dennoch erregte ihr Stnrz im ganzen
Lande die größte Teilnahme. Andrerseits aber gewann nun die Berg¬
partei die längst begehrte diktatorische Gewalt, die Schreckens¬
herrschaft begann.
Ein Teil der flüchtigen Girondisten hatte sich nach dem 2. Juni
in Caen zusammengefunden. Ihre Erzählungen von den letzten Vor¬
gängen im Konvent und in Paris ergriffen ein junges Bürgermädchen,
Charlotte Corday, die Tochter eines früheren Offiziers, so gewaltig,
daß sie sich zu einer außerordentlichen That entschloß. Die Lektüre
von Ronsseans Werken und den Biographien Plutarchs hatte die Hin¬
neigung ihres Wesens zum Heroischen genährt. Ihr ganzer Haß
richtete sich gegen Marat, der bei den Angriffen auf die Gironde am
meisten hervorgetreten war, und den sie deshalb für das verkörperte
böse Prinzip der Revolution selbst hielt. Ohne jemand in ihren Plan
einzuweihen, reifte sie nach Paris, kaufte sich ein langes, spitzes Messer
, -unb suchte zwei Tage später, ant 13. Juli 1793, Marats Wohnung
auf. Unter dem Vorwande, daß sie wichtige Nachrichten über das
Versteck mehrerer Girondisten zu überbringen habe, verlangte sie Ein¬
laß und erhielt ihn. Marat, der seit einiger Zeit leidend war, saß
in der Badewanne und schrieb auf einem vor ihm liegenden Brette.
Während sie ihm einen Brief übergab, trat sie hinter ihn und stieß
ihm das Messer tief in die Brust. Sein letzter Aufschrei rief die Haus¬
hälterin herbei; diese machte Lärm, und Charlotte Corday ward in das
Gefängnis abgeführt. Die Schönheit und Lauterkeit ihrer Erscheinung