Full text: Bilder aus der Weltgeschichte und Sage

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Geschichte der neuen Zeit- 
Gutes geschah, ging ans feiner Hand. Ihre Snppe war die seinige. Waren sie ge¬ 
sund, so stand er in ihrer Mitte; waren sie krank, so war er an ihrer Seite. Er 
schlief in ihrer Mitte; er war am Abend der Letzte, der zn Bett ging und am 
Morgen der Erste, der anfstand. Er betete und lehrte noch im Bette mit ihnen, 
bx§ sie einschliefen. Daher kam es, daß die Kinder ihn so lieb gewannen und 
ihn als ihren Vater betrachteten. 
. Ms der Flecken Altorf durch Brand zerstört wurde, versammelte Pestalozzi 
dre Kinder um sich her und redete zu ihnen also: „Hört, liebe Kinder! Altorf ist 
verbrannt! Ach, vielleicht sind in diesem Augenblicke hundert Kinder ohne Obdach, 
ohne Nahrung, ohne Kleidung. Wollet ihr nicht etwa 20 von diesen obdachlosen 
Kindern zu euch nehmen?" „Ach ja, ach mein Gott ja!"riefen alle und frohlockten 
vor Freude. „Aber Kinder", sagte Pestalozzi dann, „denket dem nach, was ihr 
wünschet. Wir haben nicht wviel Geld al5 wir wollen. Es sann sein, daß wir 
um dieser armen Kinder willen nicht mehr bekommen als vorher. Denket, um 
dieser Kinder willen könnt ihr vielleicht in die Lage kommen, mehr arbeiten zu 
müssen. Und wenn ihr gar euer 
Essen mit ihnen theilen müßtet? 
wie dann? Sagt also nicht, daß 
ihr diese Kinder wünschet, als 
wenn ihr euch alles das, um 
ihrer Noth willen, gern und 
aufrichtig gefallen lassen wollt". 
Pestalozzi sagte das mit aller 
Stärke, die ihm möglich war, 
und ließ die Kinder selber 
wiederholen, was er gesagt 
hatte, um sicher zu sein, daß 
sie es verstanden. Aber sie 
blieben standhaft und wieder¬ 
holten mit kindlicher Freude: 
„Ja, ja, wenn wir auch weniger 
zu essen bekommen, mehr ar¬ 
beiten und unsere Kleider mit 
ihnen theilen müssen, so freut 
es uns doch, wenn sie kommen". 
— So lebte Pestalozzi in Freud 
und Leid unter feinen Kindern 
bis in den Sommer 1799. Da 
rückten die österreichischen Heere 
gegen Unterwalden vor, und das 
Waisenhaus zu Stanz mußte 
zu einem Lazarethe für kranke 
und verwundete Franzosen be¬ 
nutzt werden. Die Kinder zer¬ 
streuten sich, und Pestalozzi welcher erkrankt war, verließ mit Schmerzen Stanz 
und Unterwalden. 
Burydorf. Als er wieder genesen war, wurde er Lehrer an einer Schule zu 
Burgdorf im Kanton Bern. Weil er aber nicht nach dem alten gewohnten Gange 
unterrichtete, so erhob sich bald ein Geschrei gegen ihn. Doch bei der öffentlichen 
Prüfung zeigte sich, daß die Kinder mit großer Freude lernten und auch nach der 
neuen Methode viel mehr Kenntnisse sich erwarben als nach der alten. Um diese 
Zeit war große Noth im Kanton Appenzell. Da mußte der Schullehrer Krüsi zu 
Gais mit 28 Waisenkindern auswandern und kam nach Burgdorf, wo man den 
Armen ein Unterkommen versprochen hatte. Als Pestalozzi den Lehrer mit seinen 
Kindern ankommen sah, vereinigte er sich mit demselben. Die helvetische Regierung 
überließ ihnen das Schloß, und so entstand die Lehranstalt zu Burgdorf, welche 
bald auch von vielen andern Kindern besucht wurde. Hier war es, wo Pestalozzi 
den Grund zu den vielen Verbesserungen legte, welche durch seine Lehrmethode dem 
Schulwesen zu Theil geworden find. 
Jfferteu. Pestalozzi wurde nun als Schulmann in allen Ländern berühmt, 
und als er im Jahre 1505 eine neue große Lehranstalt im Schloß zu Jfferteu im 
Pestalozzi.
	        
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